: Planziel Null-Emission
■ Abfallverwertungsgesellschaft feiert Jubiläum / Modernste Müllverwertung der BRD geplant
feiert Jubiläum /
Modernste Müllverwertung der BRD geplant
20 Jahre Müll, nur Müll. Hamburgs Sonderabfallverbrennungsanlage in der Borsigstraße feierte gestern ihr 20jähriges Bestehen. Seit 1972 schiebt der Betreiber, die Abfallverwertungsgesellschaft (AVG), jährlich 100000 Tonnen Sondermüll durch ihren Drehrohrofen, dabei handelt es sich zum Großteil um ölhaltige Abfälle und Industriemüll. Zwei Drittel des in der Borsigstraße angelieferten Abfalls stammen aus Hamburg, der Rest aus Schleswig-Holstein (15 Prozent), Niedersachsen (10 Prozent) und den neuen Bundesländern.
Wegen der Betriebsaufnahme der Anlage konnte 1972 die Abfalldeponie Georgswerder dichtgemacht werden. Während die Umweltverbände den in die Jahre gekommenen „Entsorgungs“-Betrieb als „technisch veraltete Dreckschleuder“ bezeichnen, blickten die AVG-Abfall-Manager gestern mit Stolz auf „20 Jahre störungsfreie Müllverbrennung“ zurück.
Doch der Blick geht auch in die Zukunft: Rund 300 Millionen Mark will die AVG bis 1996 in einen Ausbau ihrer Anlage investieren, um den Schadstoff-Ausstoß zu senken und die Verwertung der Restabfälle zu verbessern. Die entsprechenden Genehmigungsanträge wurden im Mai der Umweltbehörde zugeleitet; 1994 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Die veraltete einstufige Rauchgasreinigung wird endlich durch ein mehrphasiges Filtersystem ersetzt, durch das die Schadstoff-Emissionen wesentlich reduziert werden sollen. Nach Angaben der AVG werden ab 1996 nur noch halb soviele Kohlenstoff- und Stickoxide den Schornstein verlassen wie heute, der Schwefeldioxid-Ausstoß soll sogar auf ein Drittel des aktuellen Wertes gesenkt werden. Die Emission des Seveso-Giftes Dioxin soll auf unter ein Zehntel der aktuellen Zahlen gesenkt werden. AVG-Sprecher Gerard McGovern: „Unser Ziel ist die Null- Emission.“
Der größte Teil der Investitionssumme wird aber in einen neuen Anlagenkomplex auf dem AVG-Gelände fließen, durch den aus den bisher nicht aufzuarbeitenden Verbrennungsrückständen Wertstoffe herausgeholt werden können. Aus den nach der Verbrennung zurückbleibenden Schlacken und Flugaschen sollen vor allem Salzsäure und Gips herausgeholt werden. Durch die neue Recycling-Anlage hofft die AVG, die hochgiftigen Verbrennungsrückstände um sensationelle 96,5 Prozent zu senken: Von heute 45000 Tonnen jährlich auf unter 2000. Gerard McGovern euphorisch: „Die modernste Sondermüll-Aufbereitung der Republik“. Marco Carini
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen