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Lebensmittel aus dem Gen-Labor

■ BUND eröffnet Ausstellung zu gentechnisch hergestellten Eßwaren/ Kontrollgesetze sind lückenhaft

Schöneberg. Ob nun Tomaten, Brot, Käse oder Bier — heutzutage kann sich niemand mehr darauf verlassen, daß Lebensmittel und Getränke natürlich gereift und gegoren sind. Wissenschaftler in Labors der ganzen Welt basteln an den Erbinformationen von Enzymen, Eiweißen und Pilzen herum, um die Reifezeiten von Käse zu verkürzen, die Milchproduktion von Kühen zu vervielfachen und Tomaten haltbarer zu machen. Gesetze, mit deren Hilfe die gentechnisch hergestellten Lebensmittel einer Kontrolle unterworfen sind, seien mangelhaft oder fehlten gänzlich, bemängelte gestern Wolfgang Löhr bei der Eröffnung der Ausstellung »Essen aus dem Gen-Labor und andere GENiale Geschäfte« im Umweltzentrum des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in der Schöneberger Crellestraße.

Auf dem amerikanischen, englischen, dänischen und Schweizer Markt seien bereits Lebensmittel auf dem Markt, zu deren Herstellung genetisch manipulierte Mikroorganismen verwendet werden, berichtete Löhr, Mitarbeiter des internationalen »gen-ethischen Netzwerks« (600 Mitglieder). Weil es keine Importkontrolle für diese Lebensmittel gebe, würden vermutlich auch in den Regalen deutscher Handelsketten gentechnisch hergestellte Erzeugnisse wie ein spezieller Süßstoff, länger haltbares Marzipan oder klarer Apfelsaft angeboten.

Besondere Gefahr drohe von Eßwaren, die selbst Kunstgene enthalten. Durch den Verkauf und Verzehr eines Brotes mit künstlichen Erbinformationen würden beispielsweise die Mikroorganismen aus dem Labor unkontrollierbar in die Umwelt gelangen. Schäden für die menschliche Gesundheit seien nicht ausschließbar, so der Mitarbeiter des Netzwerkes. Ein englisches Unternehmen habe bereits eine Erlaubnis für den Verkauf von Backhefe aus dem Genlabor. Aufgrund öffentlicher Proteste habe die Firma auf eine Vermarktung vorerst aber verzichtet.

In den USA seien 3.000 Menschen an einem Medikament erkrankt, das mit Hilfe von künstlichen Genen hergestellt wurde, berichtete Claudia Schulze vom BUND. 30 Menschen seien an dem Präparat gestorben, das seit 1989 vertrieben worden war. Es sei heute noch immer nicht klar, was der tödliche Auslöser gewesen sei. Die Industrie verharmlose die Gefahr genetisch manipulierter Medikamente und Lebensmittel. Dirk Wildt

Ausstellung — Termine und Veranstaltungen

Dreizehn farbig bebilderte Tafeln informieren über genmanipulierte Kulturpflanzen und Tiere und über gentechnisch hergestellte Produkte. Ausstellung bis 28. September, montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, täglich 15 Uhr wechselndes Videoprogramm, an verschiedenen Abenden Diskussionsveranstaltungen, im Umweltzentrum des BUND, Crellestraße 35, 1/62, Nähe U-Bahnhof Kleistpark, Tel.: 787900-0

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