: Bürgerkrieg als Sage
■ Die peruanische Theatergruppe Yuyachkani bei Movimientos '92
bei Movimientos '92
Die Geschichte, die die peruanische Theatergruppe Yuyachkani erzählt, ist tief verwurzelt in der andinen Mythologie, auch wenn sie sich als Kommentar zur chaotischen Situation des heutigen Perus verstanden wissen will. Aus den Figuren des traditionellen Tanztheaters der Anden und aus den mythologischen Erzählungen der Indios entwickelt die Gruppe in kollektiver Arbeitsweise ihre Stücke. Sie berichten von der Gewalt, der politischen Auswegslosigkeit und der vertuschten Geschichte des Landes, das in dem mörderischen Bürgerkrieg zwischen seiner militärregierte Scheindemokratie und der Guerrilla-Organisation „Leuchtender Pfad“ zugrunde geht.
Anders als zum Beispiel in dem Theater der brasilianischen Gruppe Boi Voador (siehe oben), werden die kriegführenden Parteien aber nicht als verantwortliche Gestalten, sondern als Böse Mächte dargestellt. Masken und dämonische Charaktere veranschaulichen die Bedrohung und die Zerstörung der menschlichen Kultur. Gekämpft wird mit Zauber, Beschwörung und heiligen Utensilien.
Die Verwüstungen, die drei Dämonen unter den Bauern der Anden anrichten, spalten eine Kleinfamilie in unterschiedliche Meinungen und Wege. Eine Schwester entschließt sich für den bewaffneten Kampf, die andere für den gewaltlosen Widerstand und der Vater sucht den Frieden in den versöhnenden Kräften der Natur, dem „Mais des Lebens“. Am Ende steht die Aufforderung an das Publikum, nach Mitteln zu suchen, die aus der Spirale von Gewalt und Gegengewalt hinausweisen können.
Das Theater, das in Peru eine wichtige sozio-kulturelle Rolle spielt und 1988 dort einen Theaterstützpunkt erkämpft hat, der versucht die kaum vorhandene Kulturarbeit in Peru zu fördern, vermittelt einen Eindruck von Kultur in kulturlosen Zuständen, von Engagement und Widerstand mit einfachsten Mitteln, dem man nicht unbedingt mit europäischem Theatergeschmack begegnen sollte. Till Briegleb
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