Rostock war erst der Anfang

■ Anschläge auf Asylbewerberheime überall in der Republik/ Flüchtlinge werden mit Brandsätzen, Pistolen und Steinen angegriffen/ In den meisten Fällen konnte die Polizei das Schlimmste verhindern

Berlin (taz/AP/dpa) — Die rassistischen Randalierer von Rostock haben Nachahmer gefunden. Wie im letzten Jahr nach Hoyerswerda verstärkten sich auch nach den Rostocker Krawallnächten die Angriffe auf Flüchtlinge .

Mecklenburg-Vorpommern

In Greifswald versuchten rund 25 Jugendliche in der Nacht zum Samstag, ein Asylbewerberheim mit Brandflaschen und Steinen anzugreifen. Der Überfall wurde von der Polizei verhindert.

Rund sechzig gewaltbereite Randalierer griffen in Schwerin in der Nacht zum Sonntag ein Asylbewerberheim mit Steinen an. Die Sicherheitsbeamten schlugen den Angriff zurück.

In Wismar griffen mehrere Jugendliche zwei Asylbewerber an einer Tankstelle an und verletzten sie.

Brandenburg

Rund 80 Jugendliche haben Sonntag Nacht ein Gebäude der Zentralen Asylbewerberstelle von Brandenburg in Eisenhüttenstadt angezündet. Das Gebäude wurde so zerstört, daß es nicht mehr genutzt werden kann. Heiminsassen mußten nicht evakuiert werden.

Durch starken Polizeieinsatz konnte in der Nacht zum Sonntag ein erneuter Angriff auf das Cottbuser Asylbewerberheim verhindert werden. Etwa 180 Randalierer hatten sich vor dem Haus versammelt. In Cottbus war es bereits in der vorausgegangenen Nacht am Asylbewerberheim zu einem versuchten Angriff von etwa 200 rechtsgerichteten Personen gekommen.

In Potsdam-Babelsberg wurde ein Asylbewerber aus Ghana von mehreren Jugendlichen beschimpft, ins Gesicht geschlagen und beraubt. Dem Opfer sei es gelungen, sich loszureißen und zu seinem Wohnheim zu rennen, berichtete die Polizei.

In Spremberg sorgten in der Nacht zu Sonntag etwa 20 Jugendliche für Krawall und schlugen in einem China-Restaurant die Scheiben ein.

Die Asylbewerberheime in Lübbenau waren am späten Freitag abend ebenfalls Angriffsziele rechtsgerichteter Jugendlicher. Die Jugendlichen bewarfen die Heime mit Flaschen und Steinen.

Sachsen

Ein Zeltlager für Asylbewerber in Leipzig ist nach einem Brandanschlag in der Nacht zum Sonntag abgebrannt. Keiner der 50 Flüchtlinge wurde verletzt.

In Markkleeberg bei Leipzig schleuderten Jugendliche am Sonntag früh drei Brandflaschen über den Zaun vor einer Unterkunft für 200 Sinti und Roma. Es wurde niemand verletzt.

Sachsen-Anhalt

Zahlreiche Skins hatten in der Nacht zum Sonntag die Unterkunft von Asylbewerbern in Zielitz mit Steinen und Molotowcocktails beworfen. Zwei Flüchtlinge wurden verletzt.

In Stendal hatten rund 50 rechtsradikale Jugendliche in der Nacht zum Samstag versucht, zum Asylbewerberheim vorzudringen. Die Unterkunft war von Polizei abgeriegelt worden. In der Nacht zum Sonntag versuchten es die Rechtsradikalen erneut. In Oschersleben kam es in der Nacht zum Samstag zu Auseinandersetzungen zwischen rund 100 rechtsradikalen Jugendlichen und der Polizei. Die Jugendlichen wollten zum Flüchtlingsheim ziehen.

In Henningen überfielen zwölf Skins das Asylbewerberheim und schmissen Steine.

In Dessau nahm die Polizei Jugendliche fest, die mit ausländerfeindlichen Parolen zum Flüchtlingsheim ziehen wollten.

Bayern

In der Nacht zum Sonntag wurde aus einem fahrenden Auto auf ein Asylbewerberheim in Pöttmes bei Augsburg geschossen. Es wurde niemand verletzt.

Niedersachsen

Auf eine Asylbewerberunterkunft in Bad Lauterberg im Harz ist am Samstag morgen ein Brandanschlag verübt worden. Mit Molotowcocktails wurde ein Teil der Inneneinrichtung in Brand gesetzt. Bewohner konnten das Feuer aber löschen.