: Saga: Der Wirtschaftsprüfer hat das Wort
■ Saga zur Dumping-Mietpreis-Affäre: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen" / Saga-Vorstand droht FDP-Chef Vogel mit Klage, Vogel fordert Rücktritt der Saga-Manager / Wirtschaftsprüfer begann mit...
: »Wir haben uns nichts vorzuwerfen« / Saga-Vorstand droht FDP-Chef Vogel mit Klage, Vogel fordert Rücktritt der Saga-Manager / Wirtschaftsprüfer begann mit Durchleuchtung der Wohnungsgesellschaft
Große Bergstraße 154, Saga- Hauptquartier. Eine Adresse, die immer für Skandälchen, Filz und Pfründe gut ist. Gestern nahm der Saga-Vorstand detailliert zu den Vorwürfen von FDP-Chef Vogel Stellung, die Wohnungsgesellschaft hätte hunderte von Wohnungen zu Dumping-Preisen vermietet. Zwar konnten viele Anwürfe entkräftet werden, letzte Zweifel aber bleiben. Das Schlußwort hat nun ein Wirtschaftsprüfer, der seit gestern die Mietpolitik der Wohnungsgesellschaft durchleuchtet.
Auf der turnusmäßigen Saga-Aufsichtsratssitzung unter Leitung von Bausenator Eugen Wagner mußte der Saga-Vorstand gestern mittag Rede und Antwort stehen. Die Vorständler präsentierten eine Liste von allen 30 Objekten, die in den Medien während der vergangenen Wochen als Spottpreiswohnungen klassifiziert wurden. Aufsichtsratschef Eugen Wagner mochte der Saga nach der Sitzung zwar „keine Absolution“ erteilen, räumte aber ein: „Der weiteren Untersuchung der Vorwürfe sehe ich jetzt gelassen entgegen“.
Für die Billigmieten, die in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen sorgten, gibt es nach Darstellung der Saga-Vorständler Hartmut Brosius und Johannes Stertkamp unterschiedliche Gründe: So hat das Wohnungsunternehmen mit einigen Mietern besonders baufälliger Wohnungen Instandsetzungsverträge abgeschlossen. Ihr Inhalt: Die Bewohner renovieren ihre Bruchbuden, bezahlen die nötigen Maßnahmen aus eigener Tasche. Die Saga räumt ihnen dafür saftige Mietnachlässe ein, der monatliche Quadratmeterpreis fällt zum Teil unter eine Mark.
Andere „Traummieten-Wohnungen“ haben weder Bad noch Heizung zu bieten, ihre Bewohner können deshalb nicht stärker zur Kasse gebeten werden. Nicht selten seien kräftigere Mieterhöhungen aufgrund einer bis 1995 gültigen Senatsverordnung, die eine Miet-Anhebung von jährlich höchstens fünf Prozent vorschreibt, nicht möglich. Bei 24 von insgesamt 30 in den Medien als „supergünstige Wohngelegenheiten“ klassifizierten Wohnungen seien die Mieterhöhungsmöglichkeiten „restlos ausgeschöpft“. Zum Teil hätte die Saga versucht höhere Mieten einzuklagen, sei vor Gericht aber abgeschmettert worden.
Vor Gericht will die Saga eventuell auch FDP-Landeschef Robert Vogel ziehen. Saga-Vorständler Brosius: „Wenn Vogel sich bei uns für seine haltlosen Vorwürfe nicht bald entschuldigt, behalten wir uns juristische Schritte vor.“ Der Angesprochene aber legte noch gestern abend nach: „Der Saga-Vorstand ist nicht in der Lage, Unregelmäßigkeiten in seinem Unternehmen auszuschließen; er sollte den Hut nehmen“.
Die Darlegungen der Saga machen für Vogel „einen parlamentarischen Untersuchungsauschuß nur noch notwendiger“. Bis Mittwoch will die FDP entscheiden, ob sie für die Einsetzung eines solchen votiert. Schneller war die CDU. Sie beriet schon gestern abend nach Redaktionsschluß über einen Saga- PUA. Marco Carini
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