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Alter Rektor mit neuen Sorgen

■ Bonner Sparpläne gefährden geplantes Umweltforschungszentrum an der Uni

Kann weiter an der Uni putzen: Rektor Timm

„Aus Spargründen sind scheidender und neuer Rektor eine Person“ — bemerkte Universitätsrektor Jürgen Timm gestern in seiner Abschieds- und Antrittsrede an Bord der Oceanea. Daß der neue Rektor tatsächlich der alte bleibt, hatte Jürgen Timm nach seiner einstimmigen Wahl an die Zusage des Senats gebunden, das „Sechzig-Millionen- Programm“ für die Hochschulen „uneingeschränkt zu realisieren“. In seiner dritten Amtszeit möchte der neue alte Rektor die Qualität der Lehre verbessern, nachdem die Bremer Universität sich in der Forschung in den letzten Jahren einen guten Namen gemacht habe: Stolz verwies er auf fünf Graduiertenkollegs und zwei Sonderforschungsbereiche, die sich die Uni Bremen in den letzten Jahren gegen die Konkurrenz der anderen Hochschulen erkämpft habe: „Das ist mehr als es Größenordnung und Alter der Uni entspräche.“ Im Bremer Innovations- und Technologiezentrum auf dem Uni-Campus hätten sich mittlerweile fast 80 Firmen angesiedelt, dabei seien an die 2.000 neue Arbeitsplätze entstanden.

Daß sich in Bremen derzeit 16.500 Studierende 8.000 Studienplätze teilen, sei auch im Ländervergleich eine „katastrophale Überlast“, sagte Timm. Er betonte die Bedeutung der Wissenschaft in den wirtschaftlichen Regionen Europas.

Pünktlich zur neuen Amtsperiode des Rektors traf aus Bonn die Nachricht ein, daß der Bund für den 22ten Hochschulrahmenplan statt der ursprünglich in Aussicht gestellten 2 Milliarden nur 1,6 Milliarden Mark ausgeben wolle. „Das bedeutet für uns, daß wir alle geplanten Vorhaben zum Hochschulausbau erstmal aussetzen müssen“, erläutert Rainer Köttgen, der zuständige Referent in der Bildungshörde. Dazu gehören das geplante Zentrum für Umweltforschung und - technologie, ein Neubau für die Chemie, das Gebäude für neue Fachgebiete des Studiengangs Produktionstechnik und die behindertengerechte Ausstattung der Universitätsgebäude. Sollte die Bundesregierung bei ihrem angekündigten Sparkurs bleiben, muß Bremen seine Mittel für die Anschaffungen von Großgeräten um 10 Prozent reduzieren.

Bildungssenator Henning Scherf warnte vor den „katastrophalen Folgen“ solcher Sparmaßnahmen: „Gerade im Ausbau von Forschung und Hochschulen sieht der Senat eine wichtige Zukunftsausgabe zur Sicherung der Überlebensfähigkeit Bremens.“

Auch das geplante Gästehaus der Universität auf dem Teerhof, das den internationalen Austausch von Wissenschaftlern, und die Begegnung der Bremer mit ihrer Universität fördern soll, ist wegen der Ankündigung aus Bonn erstmal auf Eis gelegt. Ursprünglich sollte im Sommer mit dem Bau begonnen werden, der voraussichtlich acht Millionen Mark kosten wird. 2,9 Millionen muß die Universität über Spenden aufbringen.

Im September wird der Bundestag über den Haushalt beraten. „Wir hoffen, daß alle Hochschulen in der Republik ihre Abgeordneten gegen den Bonner Sparbeschluß aufwiegeln“, sagt Köttgen. Und Universitäts-Kanzler Kück ist zuversichtlich: „Alle Signale sehen so aus, daß Bonn die 400 Millionen nachlegt.“ dir

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