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Gegen Drogenstrich im Hafen

■ AK Drogen kritisiert: Sicherheit wird so nicht gewährleistet

Auch der Arbeitskreis für Akzeptierende Drogenpolitik (AK Drogen) lehnt die Verlegung des Drogenstrichs nach Woltmershausen oder Walle ab. „Die Sicherheit der Frauen ist an beiden Standorten nicht gewährleistet“, erklärte gestern Sabine Michaelis auf einer Pressekonferenz.

Ihr Hauptargument gegen die Verlegung: Die neuen Gebiete in den Häfen liegen außerhalb der sozialen Kontrolle von Anwohnern, die Frauen sind nicht sicher vor gewalttätigen Übergriffen der Freier. „Niemand hindert die Freier daran, mit den Frauen woanders hinzufahren“, kritisierte Michaelis. Die Annahme der Behörden, die Freier könnten vom Betreuungsbus aus beobachtet werden, wies der AK zurück: Wenn jedes Autokennzeichen registriert werden würde, müsse eine zusätzliche Honorarkraft eingestellt werden. „Dann kann die Polizei nur noch im Nachhinein ermitteln, wenn die Frauen mißhandelt oder gar getötet worden sind“, sagte AK-Mitarbeiterin Rike Griska.

Bedenken hat der Verein auch wegen der nicht gesicherten Betreuung der Frauen. Der AK Drogen unterhält für die Drogenprostituierten in der Schmidtstraße ein Haus für nächtliche Betreuung und bietet zusammen mit dem Drogenbus in der Friesenstraße Wundversorgung, warme Mahlzeiten und Waschmöglichkeiten an. „Bislang ist überhaupt nicht klar, wie die Betreuung weiter gewährleitstet werden soll“, beklagte Ines Bilger. Zwar hatte der Innensenator einen Betreuungsbus angekündigt, mit den Trägern sei aber noch nichts vereinbart worden. „Wir wissen lediglich, daß dieses Haus dann geschlossen werden soll“, sagt Michaelis.

Auch die Akzeptanz der neuen Standorte bei den Frauen sei zweifelhaft. „Kriminalisiert sind sie sowieso“, sagt Bilger. „Sie müssen dann halt noch mehr anschaffen, um die Bußgelder bezahlen zu können, mit denen der Innensenator sie in der Friesenstraße belegen will. „Man muß den Frauen schon etwas Gleichwertiges bieten, wenn man sie aus dem Viertel haben will.“ M.B.

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