Asylbewerber heute in die Zelte

■ Sozialbehörde greift zum Notnagel / „Maximal sechs Wochen“

Im Stadtwerder zwischen Weser und Werder-See werden morgen wieder Zelte für Asylbewerber aufgestellt. Wie gestern bekannt wurde, sollen hier für die Dauer von „maximal sechs Wochen etwa 50 Asylbewerber untergebracht werden“, erklärte der Leiter des Amtes für Soziale Dienste, Hans Leppin. Genauer Standort wird der Sportplatz am Kuhhirten.

In einer Sondersitzung wurde gestern abend der Sozialausschuß des Beirates Neustadt informiert. Die Unterbringungsmaßnahme schaffe Ausgleich für die sich verzögernde Fertigstellung von drei Häusern in Horn-Lehe. „Hier werden uns von einigen Geschäftsleuten ständig baurechtliche Knüppel zwischen die Beine geworfen“, beklagte Leppin. Dadurch werde die Fertigstellung der Häuser, die etwa 150 Asylbewerber aufnehmen sollen, verzögert.

Verärgert reagierte gestern die Senatorin für Ausländerintegration, Helga Trüpel (Grüne), auf diese Nachricht. Ihr waren die Pläne bis gestern morgen noch nicht bekannt gewesen. „Bei dem Problem der Unterbringung gibt es immer noch Ressortegoismen“, stellte sie mit einem deutlichen Seitehieb auf das Ressort ihrer Kollegin Irmgard Gaertner (Soziales, SPD) mit. „Unter dem Eindruck der letzten Woche in Rostock muß man noch einmal über die Unterbringung in Bunkern nachdenken“, erklärte Trüpel. Die seien besser zu sichern als Zelte.

Die Sprecherin der Sozialdeputation, die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Karoline Linnert, erklärte: „Wir wissen, daß die Behörde aus dem letzten Loch pfeift, was die Unterbringungen angeht.“ Wegen der zunehmend kälteren Witterung müsse die Maßnahme zeitlich befristet bleiben. „Wenn ich daran denke, daß wir bis zum Jahresende 1.000 Plätze für Flüchtlinge schaffen müssen...“

Linnert wies darauf hin, daß in Bremen derzeit mehrere Kampa- Häuser für Aussiedler leer stünden. Die seien aber zweckgebunden, weil sie mit dem Geld der Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert seien. „Die dürfen nur an Aussiedler vergeben werden“, kritisierte Linnert.

Betreut werden die Asylbewerber von Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt. „Wir hatten schon im letzten Jahr massive Ausschreitungen gegen die Siniti und Roma, die wir dort für eine Weile untergebracht hatten“, erinnert sich AWO-Mitarbeiterin Edith König. „Angst hat nach Rostock wohl jeder“, räumt Amtsleiter Hans Leppin ein. „Aber wo sind Alternativen?“

Markus Daschner