Kulturfestival der Sinti und Roma

■ In Berlin und Brandenburg treffen sich im Oktober weit über 1.000 Sinti und Roma zum ersten weltweiten Kulturfest/ Probleme mit der Sicherheit

Berlin/Brandenburg. Die »Musik- und Kulturtage der Sinti und Roma« werden zum ersten Mal weltweit in Berlin und Brandenburg in der Zeit vom 1. bis zum 11. Oktober stattfinden. Die Bedeutung der Veranstaltungsreihe in einer Zeit der Pogrome gegen Minderheiten könnte kaum größer sein. Der europaweit und besonders in Deutschland neu aufgeflammte Rassismus gegenüber Sinti und Roma zeige die Notwendigkeit, »den Dialog zwischen den Kulturen, zwischen Mehrheit und Minderheit bewußt zu suchen und zu initiieren«, erklären die Veranstalter der Sinti- Union Berlin und dem Internationalen Institut für traditionelle Musik. Die Schirmherrschaft haben der Berliner Bürgermeister Diepgen (CDU) und der brandenburgische Ministerpräsident Stolpe (SPD) übernommen. Finanziert wird das vielfältige Musik-, Theater-, Film- und Diskussionsprogramm mit einer Million Mark aus Mitteln der Klassenlotterie und 48.000 Mark des brandenburgischen Kulturministeriums. Erwartet werden weit über 1.000 Sinti und Roma aus aller Welt in ihren Wohnwagengespannen.

Als Veranstaltungsorte sind in Berlin unter anderem das Tempodrom und das Haus der Kulturen der Welt vorgesehen. Einige Ensembles sollen auch in Cottbus, Eberswalde, Frankfurt/Oder und Potsdam auftreten. Nach den rassistischen Pogromen stellt sich jetzt die Frage, ob die Sicherheit der Sinti und Roma gewährleistet werden kann. Die Veranstalter hoffen, daß demnächst stattfindende Gespräche mit Mitarbeitern der Berliner Innenverwaltung und dem brandenburgischen Polizeipräsidium größere Klarheit bringen. Der Verwaltungsleiter des Instituts für traditionelle Musik, Reinhard Weihmann, und der Geschäftsführer der Berliner Sinti-Union, Marcus Rosenberg, gehen davon aus, daß die Veranstaltungen in Berlin und Potsdam auf jeden Fall stattfinden werden. Ob dies auch auch in Cottbus, Eberswalde und Frankfurt/Oder möglich sei, hänge davon ab, ob die Polizei für den absoluten Schutz garantieren könne, sagte Rosenberg. Andernfalls müßten diese Veranstaltungen abgesagt werden.

Nach Angaben von Marcus Rosenberg sind die Kulturtage der Sinti und Roma vor allem jenen Menschen gewidmet, die den Holocaust überlebt und die 600 Jahre alte Kultur der Sinti und Roma in Deutschland an die nachfolgende Generation weitergetragen haben. Neben den Sicherheitsproblemen bereitet den Veranstaltern zur Zeit auch noch die Frage Kopfzerbrechen, wo die über 1.000 erwarteten Wohnwagengespanne abgestellt werden können und wer die rund 15.000 Mark Kosten für Wasser, Sanitäranlagen und Müllcontainer übernimmt. Der Tiergartner Baustadtrat Horst Porath (SPD) hat bereits einen günstigen Stellplatz hinter dem Tempodrom angeboten, der aber möglicherweise nicht ausreicht. Das Bezirksamt Mitte erklärte auf Anfrage brüsk: Das Campieren auf öffentlichem Straßenland sei verboten. Aus der für die Roma und Sinti zuständigen Senatsverwaltung für Familie verlautete, daß keine Gelder für Sanitäranlagen übrig seien. Dasselbe erklärte auch der Sprecher der Kulturverwaltung, Rainer Klempke. Er verspach aber, sich bei der BSR um eine unbürokratische Lösung zu bemühen. Daß ausgerechnet die Sanitäranlagen so große Probleme bereiten, weckte bei dem Veranstalter Reinhard Weihmann gestern böse Assoziationen an Rostock: »Damit wird eine zweite Katastrophe vorprogrammiert.« Plutonia Plarre