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Auch Hausgärten mit Dioxin belastet

■ Bürger um Sondermüllkippe machen mobil

Die Umgebung der einzigen niedersächsischen Sondermülldeponie Hoheneggelsen bei Hildesheim ist offenbar stärker als bisher angenommen mit Dioxin belastet. Erstmals sind auch in zwei Hausgärten deutlich erhöhte Konzentrationen der hochgiftigen Industrierückstände nachgewiesen worden. Das Umweltministerium in Hannover, das die neuen Dioxinwerte am Mittwoch veröffentlichte, enthielt sich einer Bewertung. Es werde zusammen mit dem Landwirtschaftsministerium prüfen, ob Einschränkungen für den Verzehr von Gartenfrüchten notwendig seien. Aus beiden Gärten würden jetzt Früchte auf Dioxin hin untersucht. Auch die Ursachen für die Dioxinbelastung sollen geklärt werden.

Die Bürgerinitiative Hoheneggelsen forderte am Mittwoch, daß „endlich mit dem nötigen Nachdruck den Ursachen für die Dioxinbelastung nachgegangen wird“. Die Nachricht von den erneuten Giftfunden war in Hoheneggelsen bereits am Dienstag abend auf einer Bürgerversammlung bekannt geworden und löste dort große Unruhe aus. Rund 30 Hausbesitzer fordern jetzt vom Umweltministerium, daß auch ihre Gärten auf Dioxine untersucht werden.

Umweltministerin Monika Griefahn müsse jetzt alle Fakten über die aktuellen Einlagerungen, insbesondere über die nach wie vor vorhandene Dioxin-Anteile, auf den Tisch legen, sagte Initiativen-Sprecher Michael Lorke. Das Ministerium hat inzwischen frühere Aussagen korrigiert, nach denen angeblich gar keine Dioxinabfälle mehr nach Hoheneggelsen gelangten.

Bereits im April waren auf Akkerböden im Deponiebereich Dioxine gemessen worden. Die Untersuchungen wurden erst vor wenigen Wochen bekannt. Der damalige Spitzenwert von 48 Nanogramm (Billionstel Gramm) Dioxin pro Kilogramm Boden ist jetzt auch in einem Garten mit 42 Nanogramm fast erreicht worden. Sämtliche Dioxinuntersuchungen waren von den Behörden bei den Planungen für die Erweiterung der Deponie nicht vorgesehen, sondern wurden erst nach massiven Forderungen der Bürgerinitiative Hoheneggelsen ins Meßprogramm aufgenommen.

Nach Ansicht des Kieler Toxikologen Hermann Kruse muß die Region Hoheneggelsen aufgrund der Meßdaten als „belastet“ angesehen werden. Die Dioxine stünden aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Deponie in Zusammenhang. Kruse sagte, eine schnelle Analyse sei notwendig. dpa

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