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38 Drogenabhängigen werden Löhne und Gehälter gestrichen

Berlin. Kurzfristig hat das Arbeitsamt II — zuständig für Neukölln und Tempelhof — einen Auszahlungsstopp für ABM-Projekte von »Mobile« bekanntgegeben. Die gemeinnützige Gesellschaft für soziale Wirtschaftsförderung, die sich mit mehreren Initiativen um die Vorbereitung ehemaliger Drogenabhängiger auf den ersten Arbeitsmarkt bemüht, ist deshalb gezwungen, Löhne, Gehälter und Sozialabgaben durch Anleihen bei einer Bank vorzufinanzieren. »Mobile«-Geschäftsführer Wilfried Köhn wirft dem Amt »Bruch vertraglicher Vereinbarungen« vor.

Direkt betroffen von dem Finanzierungsstopp sind nach seiner Aussage 38 ABM-Kräfte in Projekten des Natur- und Umweltschutzes sowie in den Holz- und Elektrowerkstätten, indirekt 59 Mitarbeiter von »Mobile«. Was Köhn »am meisten erschreckt, ist, daß die Zahlungen von heute auf morgen eingestellt werden«. Die freien Träger, die wie »Mobile« soziale Beschäftigungsinitiativen durchführten, seien jedoch »nicht Notnagel, sondern Stützpfeiler der Berliner Arbeitsmarktpolitik.

Auch bei Barbara Wolfbauer- Seichter vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin, dem »Mobile« als Unternehmen angehört, »verdichtet sich der Eindruck, daß in den Arbeitsämtern Unkoordiniertheit, mangelnde Absprache und Unwissen über die Arbeit der Projekte freier Träger im sozialen Bereich« besteht. Das Arbeitsamt II hatte den Zahlungsstopp mit »fehlender Übersicht der bisherigen Kosten und der für 1992 noch benötigten Mittel« begründet. »Mobile« und der Paritätische Wohlfahrtsverband konnten bisher nicht ermitteln, ob es sich bei der plötzlichen Entscheidung um eine vorübergehende Maßnahme der Behörde oder um ein allgemeines Problem in Berlin handelt.

Geschäftsführer Köhn hofft, daß es zu einem kooperativen Gespräch mit dem Arbeitsamt kommt, »bei dem wir jedoch nicht wie Bittsteller dastehen«. ADN

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