piwik no script img

Ohne Dampf keine Leistung

■ Eintracht Frankfurt-Borussia Dortmund 4:1/ Traumfußball auch ohne Möller

Frankfurt/Main (dpa) — In Frankfurt macht nach dem glanzvollen Sieg der Eintracht über Borussia Dortmund wieder die Formel vom „Fußball 2000“ die Runde. Die Hessen entschieden das erste Elefantentreffen der Saison zwischen zwei Titelanwärtern in der Fußball-Bundesliga mit 4:1 deutlich für sich. „Ein Riesenspiel“ attestierte Bundestrainer Berti Vogts als einer der begeisterten Beobachter unter den 34.000 Besuchern im Waldstadion dem Lehrstück für Offensiv-Fußball — bar jeglicher taktischer Zwänge.

„Ich hätte nie gedacht, daß die Mannschaft so toll, so begeisternd, mit soviel Feuer und Kampfgeist spielt und einen solchen Wirbel entfacht.“ Fast atemlos vor Freude fand Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein kaum die richtigen Worte bei der Suche nach Superlativen. Nach dem Traumstart von 7:1 Punkten ist der Weltmeister von 1974 sicher: „Wir setzen uns jetzt an der Spitze fest und sind bis zum Vorrundenende oben dabei.“

Kapitän und Keeper Uli Stein erklärte den Höhenflug nach dem Triumph im Duell der verhinderten Meister mit Sarkasmus: „Wir sind die einzige Mannschaft, die sich durch einen Abgang verstärkt hat.“ Transalpine Grüße an den ungeliebten Italien-Abwanderer Andreas Möller. Trainer Dragoslav Stepanovic: „Bei uns stimmt die Stimmung. Wir sind auf dem besten Weg, eine wirkliche Mannschaft zu werden.“

Einen Spieler stellte „Stepi“ nach dem Feuerwerk fußballerischer Finessen besonders heraus: „Axel Kruse war der Mann des Tages. Wie er gespielt hat, einfach Superklasse.“ Der so Hochgelobte, von Stepanovic in der Vorsaison wegen Renitenz geächtet, auf die Tribüne verbannt und fast schon ausgemustert, genoß seinen von den Zuschauern mit stehenden Ovationen gefeierten Auftritt in vollen Zügen — auch an der Zigarette. „Ohne Dampf keine Leistung“, sagte er augenzwinkernd. „Als das ganze Stadion meinen Namen brüllte, bekam ich schon eine Gänsehaut. Das ging mir durch den ganzen Körper. Da hätte ich nochmal 90 Minuten spielen können“, schilderte der Ex-Rostocker sein aufgewühltes Innenleben. Kruse ging zwar beim eigenen Torschuß leer aus, war jedoch an den drei Toren durch Bein (47. Foulelfmeter), Studer (74.) und Yeboah (85.) maßgeblich beteiligt. Yeboah (22.) hatte das Festival eröffnet, Povlsen (30.) die Dortmunder Hoffnungen kurzzeitig hochgehalten.

Ein guter Verlierer war Borussia- Trainer Ottmar Hitzfeld mit seinem selbstkritischen Eingeständnis: „Mit den Auswechslungen hatte ich kein Glück. Da war der Spielfluß dahin, und der Schuß ging nach hinten los.“ Rummenigge und der Ex-Frankfurter Sippel brachten dem mit Macht auf den Ausgleich drängenden BVB- Ensemble keine neuen Impulse. Libero Reuter, bei vier Gegentoren keinen Deut besser als der von Berti Vogts aus dem Nationalteam ausgebootete Frankfurter Manfred Binz, fand eine lahme Erklärung: „Es lief unglücklich. Aber so ist Fußball.“

Borussia Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Lusch (69. Rummenigge), Zorc, Zelic, Poschner, Reinhardt - Chapuisat, Povlsen (69. Sippel)

Zuschauer: 31.000; Tore: 1:0 Yeboah (22.), 1:1 Povlsen (30.), 2:1 Bein (47./Foulelfmeter), 3:1 Studer (74.), 4:1 Yeboah (85.)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen