: Hamburg ist eine Insel: Zahl der Arbeitslosen sinkt und sinkt, niedrigster Stand seit 1982
„Positive Highlights“ glitzern laut Arbeitsamtschef Klaus Clausnitzer allüberall aus den Zahlenbergen über den Hamburger Arbeitslosenmonat August 1992: Mit „nur“ noch 56565 offiziell registrierten Menschen ohne Erwerbsarbeit erreichte Hamburg das beste Ergebnis seit September 1982. Gegenüber Juli sank die Zahl der Arbeitslosen um vier, gegenüber dem Vorjahr sogar um knapp zehn Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt mit jetzt 7,7 Prozent schon ganz nah am Westbundesdurchschnitt von 6,7 Prozent.
Noch vor einem Jahr lag das Verhältnis bei zehn Prozent zu 6,9 Prozent. In der Rangliste der Altbundesländer kletterte Hamburg, das einst den vorletzten Platz belegte, jetzt auf den sechsten. Platz – mit weitem Abstand vor den Stadtstaaten Bremen und Berlin (je 11,3 Prozent Arbeitslose). Dabei handelt es sich nicht um billige Zahlenspielereien: Hamburg erlebt gegenwärtig, das zeigen auch andere Indikatoren, eine nach wie vor erstaunliche Sonderkonjunktur. Die bewältigte Strukturkrise, die neue zentrale Lage und der hohe Dienstleistungsanteil, so glauben viele Analytiker, machen die Stadt besonders widerstandsfähig gegen jene Krisensymptome, die in anderen Teilen Deutschlands bereits für steigende Arbeitslosenzahlen sorgen.
Clausnitzer sieht den positiven Trend noch weiter anhalten. Das gegenwärtige Krisengerede in der Stadt sei übertrieben: „Man kann eine Krise auch herbeireden.“ Ob Hamburg noch lange eine Insel bleibt, ist allerdings ungewiß. Das Dollarchaos könnte, hält es über den US-Wahltermin im November an, Hamburgs Exportindustrien, z. B. die Deutsche Airbus, in Schwierigkeiten bringen. Unklar ist auch, was die Menschen im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern machen, wenn die Arbeitslosigkeit dort „im Winter einem dramatischen Höhepunkt zustrebt“, so Clausnitzer. Hamburgs Wirtschaft macht schon mal einen auf Vorsicht: Neueinstellungen werden in großer Zahl nur noch per kurzfristigem Zeitvertrag vorgenommen. Kommt die Krise doch, dann kann blitzschnell gefeuert werden. Florian Marten
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