piwik no script img

NRW: Drogenkonsum ohne Knast

Düsseldorf (taz) — Die nordrhein- westfälische Landesregierung will notfalls im Alleingang dafür sorgen, daß der Besitz verbotener Drogen in kleinen Mengen für den persönlichen Gebrauch nicht bestraft wird. „Dieses Nichtbestrafen sollte nicht ein Ausnahmefall sein, sondern der Regelfall werden“, sagte der Düsseldorfer Innenminister Herbert Schnoor gestern auf einem Drogenkongreß der Düsseldorfer Landesregierung.

Generell will die Landesregierung aber auch künftig — ähnlich wie die Niederlande — an einem Verbot weicher wie harter Drogen festhalten. Staatsanwaltschaft und Polizei sollen lediglich vom Strafverfolgungszwang befreit werden. Nach Auffassung der Düsseldorfer Regierung könnte dafür bundesweit der Weg frei gemacht werden, indem man den Besitz geringer Mengen von Drogen von einer Straftat zur „Ordnungswidrigkeit“ herabstufen würde. Nach den Worten des nordrhein-westfälischen Justizministers Rolf Krumsiek wäre es auch denkbar, durch Änderung des Betäubungsmittelgesetzes die Polizei zu ermächtigen, von sich aus auf eine Verfolgung zu verzichten.

Zur Zeit gilt das „Legalitätsprinzip“, das die Polizei verpflichtet, jedes Drogendelikt zu verfolgen. Sollten diese beiden Wege in Bonn nicht durchsetzbar sein, will die Düsseldorfer Regierung das Problem auf dem Erlaßwege zunächst für NRW allein lösen. Bereits jetzt könne man durch einen gemeinsamen Erlaß von Justiz- und Innenminister den Strafverfolgungsbehörden „Maßstäbe an die Hand geben“, wie bei den Konsumenten von einer Verfolgung abgesehen werden könnte. Bis zum Ende des Jahres sei mit einem entsprechenden Erlaß zu rechnen, sagte Krumsiek.

Weiteren Handlungsbedarf zur Entkriminalisierung oder Legalisierung — wie etwa in Hessen diskutiert — sieht man in Düsseldorf „auf absehbare Zeit“ nicht. Von der „Freigabepolitik“ halte man ebensowenig, so Gesundheitsminister Hermann Heinemann, wie von der in Hamburg propagierten Verschreibung von Heroin auf Krankenschein. Fortgesetzt wird in NRW dagegen das Methadon-Modellprojekt, an dem zur Zeit 200 Personen teilnehmen. Gegenwärtig verhandelt Heinemann, der eine massive Ausweitung der Methadonvergabe favorisiert, mit den Krankenkassen über eine Kostenbeteiligung. J.S.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen