: Geheimräte, Chefallüren
■ Grüne, verschwiegen wie ein Grab und ein offener Brief an Rosi Roland
Grünen-Geschäftsführer Rainer Oellerich ist ein gewichtiger Mann. Hinter den Kulissen schnürt er in der Koalition alles zusammen, was auseinanderzufallen droht. Oellerich hat sozusagen den siebten Sinn für Konflikte, die ansonsten noch überhaupt niemand wittert. So einer ist natürlich bestens geeignet, innerhalb kürzester Zeit von Opposition auf Geheimrat im Regierungsauftrag umzuschalten. So kürzlich, als ein Journalist bei Oellerich anrief und Harmloses über einen grünen Antrag zu Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Viertel zu wissen begehrte. Den Antrag gibt es zwar schon, aber die Beratung in der Ampel ist noch nicht abgeschlossen. Also wand sich Oellerich wie der Bundespressesprecher bei illegalen Waffenexporten und verlautbarte schließlich: „Das finde ich nicht besonders hilfreich, wenn Du das jetzt schreibst.“ Na gut, dann schreiben wir eben etwas anderes, zum Beispiel den Kommentar des Ortsamtsleiters Hucky Heck zu grünem Regierungsstil: „Wie man in so kurzer Zeit so staatstragend werden kann, ist schon ziemlich unglaublich.“
Schlagfertig soll sich jüngst Helga Trüpel im Senat gegeben haben. Da ging sie noch davon aus, daß sie die Auswandererausstellung in den USA eröffnen würde. Häfensenator Uwe Beckmeyer, der gleichfalls in die USA wollte, machte das Angebot: „Frau Trüpel, da können wir ja zusammen fahren.“ Darauf Trüpel: „Herr Beckmeyer, wenn ich Sie sehe, fahre ich immer zusammen.“ Jetzt eröffnet Wedemeier die Ausstellung, und Beckmeyer ist lieber allein vorgefahren.
Auch in der CDU muß der Chef immer alles selber machen. da wollte doch kürzlich der CDU-Kreisverband Ost den CDU-Ost-Dissidenten Peter-Michael Diestel einladen. Das erschien Bernd Neumann denn doch viel zu stachelig. Also verkündete er sinngemäß: „Nur über meine Leiche kommt der nach Bremen, es sei denn, ich darf ihn selbst fertig machen.“ Neumann durfte.
Rosi Roland hat Post bekommen, öffentlich sozusagen. Da schrieb letze Woche doch der Kollege Grunewald unter der Überschrift Tach auch im Weser- Kurier zurück, und zwar so: „Einbildung ist auch 'ne Bildung. Mehr noch, Einbildung ist eine Begabung. (...) Welche Glücksgefühle könnte beispielsweise eine hochbegabte Publizistin — nennen wir sie einmal Rosi Roland — empfinden, würde sie sich einbilden, keine Minderwertigkeitskomplexe zu haben. Sie würde die Preise schriftstellerischer Glanztaten nicht anderen, sondern sich selber zuerkennen.“ Da kann ich nur noch sagen: So isses. Rosi Roland
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