"Drei Jahre gute Arbeit"

■ Rote Flora geht selbstbewußt in Verhandlungen um Nutzungskonzept

geht selbstbewußt in Verhandlungen um Nutzungskonzept

Offen, aber aus der „Position der Stärke“, wird heute eine Rote- Flora-Delegation in die Verhandlungen mit Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller um ein künftiges Nutzungskonzept für das Ex- Varieté am Schulterblatt gehen. „Sogar ein städtisches Gutachten kommt zu der Einschätzung, daß die Rote Flora den Anforderungen eines Stadtteilzentrums genügt.“ Das erklärten gestern zwei Rote- Flora-Vertreter in einem taz-Hintergrundgespräch.

Der Streitpunkt dürfte Traute Müllers Forderung sein — als Bedingung für Instandsetzungsmittel — künftig in der Flora eine Kindertagesstätte unterzubringen. „Das ist eine Forderung, die gegen die Flora mit ihrer jetzigen Nutzung steht.“ Dabei stehe man Kinderprojekten durchaus positiv gegenüber: „Für uns ist nicht der Knackpunkt, daß wir da keine Kinder drin haben wollen. Wenn es Leute gibt, die so etwas organisieren, dann verändert das zwar die Flora, aber so, wie wir uns das auch wünschen.“ Das Problem sei vielmehr, daß dieses Projekt der Flora nach dem Motto „friß oder stirb“ aufgepfropft werden soll. „Wir können uns alles vorstellen, unter der Bedingung, daß selbstverwaltete Strukturen anerkannt werden. Da sind wir völlig offen“.

Im Moment herrsche aber das Gefühl vor, daß das vermeintliche Ziel Müllers, die Arbeit der Roten Flora auf eine breitere Ebene zu stellen, in Wirklichkeit die „Selbstverwaltung kippen“ soll. „Wir haben das Gefühl, daß uns da ein Ei ins Nest gelegt wird. Wenn erstmal die Sanierung gelaufen ist, werden wir noch viel mehr nach außen arbeiten können — und genau das soll eingeschränkt werden.“

Wenn die oberste Etage einem Kindertreff vorbehalten bliebe, bedeute dies nicht nur eine „konkurrierende Nutzung“ einiger Räume, sondern damit „ist die Flora als Treffpunkt für Gruppen gefährdet.“ Dieser Charakter solle erhalten bleiben. „Wir haben drei Jahre gute Arbeit gemacht, bestimmt nicht immer optimal. Wenn man sich aber andere Stadtteilzentren ansieht, wo etwas von oben aufgedrückt wurde — die haben allesamt ihr Ziel nicht erreicht.“

Vorwürfe, die Rote Flora grenze andere Gruppen aus, halten die Rot-Floristen für unberechtigt. Das Problem, weitere Gruppen einzubeziehen, liege eher am baulichen Zustand: „Das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Es sind Maßnahmen notwenig, die das Erscheinungbild des ganzen Gebäudes verändern werden.“ Auch in der Roten Flora wird aber über den Abbau möglicher Hemmschwellen diskutiert: „Es gibt Leute, die wollen mehr für die Szene organisieren, andere wollen raus aus diesem Ghetto. Die Flora hat sich in den letzten Jahren stetig verändert. Leute sind uns willkommen, die sagen: Ich will was machen.“ Dafür müßten aber — wenn die Stadt es ernst meine — Voraussetzungen geschaffen werden: „Wir sehen es nicht ein, dafür angekackt zu werden, angeblich Leute von außen nicht einzubeziehen.“ Es müsse vielmehr der Appell ergehen: „Leute, nutzt die Flora!“ In diesem Kontext sei das Müller-Ulitmatum kontraproduktiv. „Wir brauchen nicht mit der Stadt über die ‘Schaffung' eines Stadtteilzentrum zu verhandeln, es gibt eines: Die Rote Flora!“ Kai von Appen/Sannah Koch