EG-Finanzminister Zweckoptimisten

Bath (dpa) — Die EG-Finanzminister haben am Wochenende auf ihrem informellen Treffen in der westenglischen Stadt Bath versucht, die turbulenten Spannungen im Europäischen Währungssystem zu beruhigen. Eine Neuanpassung der Wechselkurse wurde aber, wie erwartet, nicht beschlossen. Der deutsche Finanzminister Theo Waigel und Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger kamen unter massiven Druck ihrer Kollegen, die auf eine Senkung der hohen deutschen Zinsen drängten. Sie warfen den Deutschen vor, mit dem Hochzins zur Rezession in den anderen Ländern beizutragen. Die Versammlung griff zu dem unüblichen Mittel, eine Erklärung herauszugeben, in der sich die Teilnehmer unter anderem verpflichten, jede Gelegenheit zur Zinssenkung wahrzunehmen. Begrüßt wurde die Versicherung der Deutschen Bundesbank, unter den gegebenen Umständen die Zinsen nicht weiter heraufzusetzen. Waigel sagte vor der Presse aber, Deutschland lasse sich nicht auf die Anklagebank setzen. Zinssenkungen müßten erst einmal verdient werden. Bei ihrer Diskussion über die konjunkturelle Lage in der Gemeinschaft schraubten die Minister ihre Wachstumserwartungen erneut nach unten. Ausführlichen Raum bei den Beratungen nahm außerdem das französische Referendum über den Vertrag von Maastricht am 20. September ein, wobei die Minister versuchten, nach außen hin Optimismus zu zeigen. Beobachter meinten jedoch, ein französisches Nein könne ein Chaos auf den Devisenmärkten verursachen und schließlich doch eine Neuordnung der Wechselkurse erzwingen.