: Wundermittel Methadon?
■ Die Ersatzdroge ist ein Hoffnungsschimmer
Was tun mit den Junkies? Auf der Straße will man sie nicht, im Park nicht und in nächster Nähe schon gar nicht. Für einmal Ausgestoßene gibt es meist keinen Weg zurück, denn die einzigen Freunde, die sie noch haben, hängen auch an der Nadel. Polamidon heißt der letzte Hoffnungsschimmer am Junkiehimmel: Die Ersatzdroge macht die Dropouts wieder „sozial integrierbar“, heißt es im Amtsjargon.
Doch Polamidon oder Methadon ist kein Wundermittel, es heilt vor allem keine Sucht, im Gegenteil: Es schafft eine neue Abhängigkeit. Der Methadonentzug, berichten Substuierte, ist noch härter als der Heroinentzug. Viele Ärzte mögen Skrupel haben, eine Sucht durch eine andere zu ersetzen, doch Methadon erspart den Junkies eine Menge: die Jagd nach dem täglichen Schuß, Krankheiten und möglicherweise den Knast. Auf einmal haben sie wieder Zeit, sagen Substituierte — und Ruhe: darüber nachzudenken, was sie mit ihrer Zeit noch anfangen könnten. Auch Substituierte brauchen Betreuung, sonst bleibt ihnen am Ende doch nur der Weg zurück. Diemut Roether
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