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Die Musik eines Mörders

Am Dienstagabend im Rahmen des Musikfest '92 in der Kirche Unser Lieben Frauen: Die sechs Herren des Hilliard Ensemble aus Großbritanien zelebrierten kirchliche Wechselgesänge, Responsorien, von Don Carlo Gesualdo di Venosa, einem Fürsten, der, nachdem er Kind, Ehefrau und Liebhaber ermordet hatte, sein weiteres Leben dem Musizieren und Komponieren gewidmet hatte. Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden 27 Responsorien zur Osterwoche, von denen die neun Karfreitagsresponsorien und das „Miserere“ das Konzertprogramm bildeten. Die an gregorianische Gesänge erinnernde Komposition wurde von den Künstlern demütig und uneitel vorgetragen. Zu keiner Zeit brach der Spannungsbogen, die faszinierend perfekte Einheit der Stimmen schuf eine sakrale Atmosphäre — Gottesdienst ohne Predigt. Langes Schweigen bis zum Applaus. J. O.

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