: Beratungen über Hilfsflüge nach Sarajevo
Genf (taz) — Bei der Genfer Jugoslawienkonferenz wird möglicherweise heute eine Entscheidung über die Wiederaufnahme der Hilfsflüge nach Sarajevo fallen. Auf einer für den Morgen anberaumten Sitzung der Arbeitsgruppe über vertrauensbildende Maßnahmen werden Stellungnahmen der drei Kriegsparteien zum Abschuß des italienischen Transportflugzeuges am letzten Donnerstag sowie Garantien für die Sicherheit künftiger Flüge erwartet. Heute nachmittag wollen die beiden Konferenzpräsidenten Owen und Vance für drei Tage nach Sarajevo, Belgrad und Zagreb reisen, um mit allen Kriegsparteien über die Vereinbarungen der Londoner Jugoslawienkonferenz zu reden.
Die drei Kriegsparteien — Serben, Kroaten und Muslime — sollen in Genf Informationen darüber vorlegen, wo ihre Flugabwehrwaffen zum Zeitpunkt des Abschusses stationiert waren. Es wird jedoch nicht ernsthaft mit Angaben gerechnet, die eindeutige Schlüsse auf die Täterschaft zulassen. Dies hatte UNO- Flüchtlingshochkommissarin Sadako Ogata, die letztendlich die Entscheidung über die Wiederaufnahme der Hilfsflüge fällt, bislang zur Vorbedingung gemacht. Mit dem Ergebnis der von einer italienischen Regierungskommission durchgeführten Untersuchung am Ort der Absturzstelle wird frühestens in einigen Tagen gerechnet.
Unter dem Druck der sich dramatisch zuspitzenden Lage in Sarajevo dürfte sich das UNHCR jedoch letztendlich mit Sicherheitsgarantien für künftige Flüge begnügen. Diese könnten darin bestehen, daß Flugzeugabwehrwaffen auf die Liste schwerer Waffen aufgenommen werden, die die bosnischen Serbenführer laut einer von Vance und Owen gesetzten Frist bis zum kommenden Samstag mittag den UNO- Soldaten unterstellen sollen. Diesem ersten Schritt könnten entsprechende Vereinbarungen über die Flugabwehrwaffen der Kroaten und Muslime folgen. Allerdings hatte der bosnische Serbenführer Karadzic bis gestern noch nicht verlauten lassen, ob er die von Owen und Vance gesetzte Frist überhaupt akzeptiert. Andreas Zumach
(Siehe auch Seite 7)
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