Unterm Strich

Wegen dramatischer Umsatzeinbrüche will die Berliner Buchhandelskette Bouvier ihre neun Filialen im Ostteil der Stadt schließen und sich damit ganz aus Ost-Berlin zurückziehen. In Zusammenarbeit mit der Treuhandanstalt sollen die einzelnen Objekte nach Möglichkeit auf Ostberliner Buchhändler übertragen werden. Sollte sich der Buchhandel im Einzelfall wirtschaftlich nicht realisieren lassen, würden die Ladenlokale auch auf branchenfremde Unternehmen überführt, teilte der Verlag mit. Um interessierten Ostberliner Buchhändlern die Mietverhältnisse zu sichern, sollen die Buchhandlungen für eine Übergangszeit, längstens bis Ende des Jahres, weitergeführt werden. Derzeit seien Verhandlungen mit Interessenten, Vermietern und dem Betriebsrat im Gange.

Beim Internationalen Filmfest im kanadischen Montreal ist Sönke Wortmanns Film „Kleine Haie“ unter 38 Beiträgen mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden. Nach „Allein unter Frauen“ ist die Komödie um drei Schauspielschüler Wortmanns zweiter Spielfilm.

Der zur Münchener Künstlergruppe „Spur“ gehörige Maler Hans-Peter Zimmer ist am vergangenen Samstag im Alter von 52 Jahren in Braunschweig gestorben, wo er seit 1982 an der Hochschule unterrichtete.

Salman Rushdie ist am Dienstag erstmals seit Monaten wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten. Bei einer Pressekonferenz in der Universität von Colorado forderte Rushdie die USA und andere Länder auf, Druck auf Iran auszuüben, damit die Machthaber in Teheran das über ihn wegen seines Romans „Die satanischen Verse“ verhängte Todesurteil aufheben. Das Gefährlichste sei das Schweigen, sagte Rushdie auf seiner ersten öffentlichen Pressekonferenz in den USA seit Aussprechung der Fatwah. Seine sporadischen, aber seltenen Auftritte in der Öffentlichkeit sollten zeigen, „daß ferngesteuerter Terrorismus nicht funktioniert“. Den USA machte Rushdie den Vorwurf, sie hätten sich so lange zögerlich bei Einreisegenehmigungen verhalten, wie amerikanische Geiseln von proiranischen Kidnappern in Libanon festgehalten worden seien. Er habe dies als ein geheimes Einverständnis Washingtons mit Chomeini empfunden, sagte Rushdie, „und die USA waren nicht die einzige Regierung, die so gehandelt hat“.

Die Freien Kammerspiele in Magdeburg haben die Privatisierung ihres Theaters beim Magistrat der Stadt beantragt. Die Mittel, die in intakten Bereichen eingespart werden könnten, müßten an die Stadt abgeführt werden, statt in die dringend erforderliche Modernisierung oder bessere Ausstattung des Theaters gesteckt zu werden, erläuterte Intendant Wolf Bunge die absurde und finanziell enge Situation seines Hauses. Die Kammerspiele erhalten jährlich 5 Millionen DM Subvention; die Konkurrenz, das Theater der Landeshauptstadt Magdeburg, wurde gerade wegen eines Brandes für 90 Millionen DM saniert und erhält zusätzlich 9 Millionen DM Unterstützung. Die Kammerspiele halten dagegen: mit Mut zum Experiment und — noch — geringen Eintrittspreisen für die städtische Jugend.