: Wer barfuß läuft, ist geerdet
■ Gesundheitsschuhe bescheren den Füßen Wohlbefinden, doch viele Sohlen bauen im Menschen eine Hochspannung auf / In manchen Schuhen stecken Chrom und PCP
Wer barfuß läuft, ist geerdet Gesundheitsschuhe bescheren den Füßen Wohlbefinden, doch viele Sohlen bauen im Menschen eine Hochspannung auf / In manchen Schuhen stecken Chrom und PCP
Gesundheitslatschen sind eine wahre Erholung für die Füße. Gut für die Umwelt und die eigene Gesundheit sind sie oft dennoch nicht. ÖKO-TEST hat von Arche über Birkenstock, von Linn bis zu den Roots 20 Schuhpaare untersucht.
Das hochgiftige Pentachlorphenol (PCP), mit dem noch immer Lederhäute bei der Gerbung konserviert werden, steckt in manchem Schuh. In vier Paaren (Roots, Modell 1512, Herren-Schnürschuh; Original Bufflox, Modell 550 006, Herren-Schnürschuh; Linn 4700, Damen-Slipper; Timberland Tan Cxl Mystic, Damen-Slipper) wurde der Grenzwert von fünf Milligramm pro Kilogramm überschritten. Das Gift wurde 1989 in Deutschland verboten. Die meisten Gesundheitsschuhe sind außerdem chromgegerbt. In zwei Modellen fand ÖKO-TEST neben Chrom III auch Spuren des allergieauslösenden und krebsverdächtigen Chrom VI.
Schuhsohlen von Bundgaard und Shakti, aber auch die Modelle von Birkenstock, Arche und anderen, isolieren sehr stark und bauen dadurch im Menschen eine Hochspannung auf: Jedes elektrische Gerät ist von einem elektromagnetischen Feld umgeben. Der Mensch bewegt sich ständig in einem Gewirr solcher Felder. Wer barfuß läuft, ist geerdet und gibt die Spannung sofort an den Boden ab. Auch Schuhsohlen aus natürlichen Materialien wie Bast oder Leder leiten die Spannung sehr gut aus dem Körper. Schuhsohlen aus Kautschuk oder Kunststoff isolieren dagegen unterschiedlich stark, da sie aus verschiedensten Stoffen zusammengemixt werden.
Schlecht leitende Schuhe können
1im Menschen eine Spannung bis zu einigen 100 Volt hervorrufen. Wie sehr jemand unter Spannung steht, zeigt sich erst, wenn er zum Beispiel beim Berühren des Treppengeländers „einen gewischt“ bekommt. Die Spannung entlädt sich dabei über die Fingerspitzen, weil der Weg über die Füße versperrt ist. Welche Folgen es langfristig hat, wenn man ständig unter Hochspannung steht, ist noch nicht geklärt. Diskutiert werden Auswirkungen wie Nervosität, Kopfschmerzen, Schlafstörungen bis hin zu einem erhöhten Krebs- und Herzinfarktrisiko.
Bekannter ist, welche Auswirkungen elektromagnetische Felder auf empfindliche elektrische Geräte
1haben. In EDV-Räumen oder im Diagnoseraum eines Krankenhauses können Menschen, die eine hohe Spannung mit sich herumtragen, Computer abstürzen lassen oder elektrische Bauteile zerstören. Für Krankenhäuser und die Elektronik- Industrie bietet Birkenstock daher Antistatik-Schuhe an. In ihre Schuhsohlen sind kleine Metallstifte eingelassen, die die Verbindung zur Erde wieder herstellen.
ÖKO-TEST empfiehlt, Schuhe mit Ledersohlen zu kaufen. Sie leiten elektromagnetische Strahlen gut an den Boden ab. Auch das Oberleder sollte pflanzlich gegerbt sein. Es kann nicht nur umweltfreundlicher hergestellt werden, sondern gibt auch den Fußschweiß
1besser nach außen ab als chromgegerbtes Leder.
Wichtiger als ein ausgeprägtes Fußbett ist das Material der Innensohle. Sie sollte immer aus natürlichen Stoffen wie Kork oder Leder bestehen, damit der Fußschweiß gut aufgesaugt wird. Empfehlenswert sind auch Schuheinlagen, die herausgenommen und gewaschen werden können.
Verbraucher sollten immer nach dem Herstellungsdatum der Schuhe fragen. Viele Naturtreter stehen jahrelang im Regal, bevor sie verkauft werden. Bei diesen alten Latschen ist jedoch die Wahrscheinlichkeit größer, daß sie noch mit dem giftigen PCP behandelt worden sind. Dorothee Meyer-Kahrweg
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