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Freiraum wird enger

■ Mittelkürzung beim Freiraum-Theater / Sponsoren statt „Kultur-Supermarkt“

„Wir werden trotz unserer Finanzlage nicht diese chaotischen Programme machen, wo man zwischen lauter Werbung nicht mehr die künstlerische Ankündigung findet“, betonte Jürgen Müller-Othzen gestern in einem Pressegespräch. Für die TheatermacherInnen begann die Saison mit einer Mittelkürzung: Nur zwei statt drei ABM-Stellen, drei BSAG-Stellen sind ganz weggefallen. Sponsorenwerbung wird daher in Zukunft notwendig sein, das Geldloch zu stopfen, kündigte Müller-Ohtzen an.

Die BesucherInnen des Freiraumtheaters in der Grundstraße haben davon bisher noch nichts gemerkt. Sie saßen sogar auf neuen Stühlen, während sie zur Saisoneröffnung „Marcels Radio Show“ lauschten. Die 99 Stühle steuerte die Stiftung Wohnliche Stadt bei. „Ein Stuhl mehr, und wir bräuchten einen Feuerwehrmann und zwei Notausgänge“, sagt Bürochefin Iris Raschke. Und das würde höhere Kosten bedeuten. Geld ist aber schon jetzt mehr als knapp.

Die weggefallenen Stellen muß irgendwie durch eigene Mittel ersetzt werden. Schon in der Vergangenheit durfte sich Jürgen Müller-Othzen als künstlerischer Leiter nicht zu schade sein, „auch mal die Straße zu kehren“, während Iris Raschke, schon mal Aufgaben der Geschäftsführung übernimmt. Hinzu kamen viele unbezahlte Stunden, die alle aus dem bisher siebenköpfigen Team leisten mußten, um das ungewöhnliche, wenig populäre Theaterspiel in Bremen präsentieren zu können, das „Freiraum“ sich vorstellt.

Die neusten Mittelkürzungen, so Müller-Ohtzen, gehen an die inhaltliche Substanz: „Wir werden unser Theaterkonzept kaputtmachen müssen.“ Freiraum kann nicht länger nur ein Theaterhaus bleiben, sondern drohe, ein „Kultur-Supermarkt“ zu werden: „Wir werden unsere Räume rund um die Uhr und zu einem erhöhten Preis vermieten müssen.“ Die Räume stehen in dieser Zeit dann nicht mehr Künstlern und theaterinteressierten Gruppen zur Verfügung. Bislang ist noch kein Sponsor in Sicht, Gespräche über längerfristige finanzielle Unterstützung müssen noch geführt werden. Müller-Othzen ist da aber nach dem Erfahrungen aus dem Butoh-Festival zuversichtlich: „Das hat sehr gut funktioniert. Wir haben keine inhaltliche Konzessionen machen müssen.“ M.B.

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