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Umwelttag bei Schering

■ Imagepflege mit Solar-Crêperie und Ponyfarm

Wedding. Unter dem Motto »Umweltschutz-Offensive '92« lädt die Schering AG Berlin, die sich seit Jahren um ein gutes Image in Sachen Umweltschutz bemüht, zu einem Tag der offenen Tür ein. Von 10 bis 14 Uhr ist das Chemiewerk in der Weddinger Fennstraße morgen für Besucher geöffnet, drei Podiumsdiskussionen zu umweltpolitischen Themen sind angekündigt.

Auf einer 500 Meter langen Route durch das Werksgelände können die Besucher Anlagen zur Abwasseraufbereitung, zum Lösemittelrecycling und zur Reinigung des Grundwassers besichtigen. 1986 waren aus unterirdischen Tanks des Unternehmens Lösemittel ausgelaufen und hatten Boden und Grundwasser auf dem Werksgelände bis in 45 Meter Tiefe verseucht. »Die Grundwasserreinigung wird uns wohl noch einige Jahre beschäftigen«, so Eberhard Bresinsky von der Schering-Abteilung Sicherheit und Umweltschutz.

Auf dem Werkshof ist ein großer blauer Container zu sehen, in dem Luft durch das verschmutzte Grundwasser geblasen wird. Sie nimmt 60 Prozent der Lösemittelrückstände auf, die dann recycelt werden können. Zehn bis fünfzehn Kubikmeter Grundwasser werden pro Stunde in der Anlage gereinigt. Daneben ist ein alternatives Verfahren in der Erprobungsphase. Dabei wird das Grundwasser bei Zimmertemperatur durch ein ein Meter hohes Behältnis gepumpt. In der »Wirbelschicht« ganz unten tanzen kleine braune Kügelchen auf und ab — Mikroorganismen, die das Lösungsmittel Tetrahydrophoron zu Wasser und Kohlendioxid umwandeln.

»Vorbeugen ist uns aber lieber als sanieren«, betonte Bresinsky. Chemiebelastete Abwässer würden heute nicht mehr unterirdisch kanalisiert, sondern über der Erde transportiert und kontrolliert, bevor sie in die Kanalisation geleitet würden. Schering hat außerdem ein neues Reinigungsverfahren entwickelt, in dem die Lösemittel Methylenchlorid und Aceton weitgehend durch Wasser ersetzt werden. Dafür gewann das Unternehmen 1991 den Berliner Umweltpreis. »In den letzten fünf Jahren konnten wir die Lösemittelreste in den Abwässern um neunzig Prozent reduzieren«, sagte Gert Wlasich von der Schering-Unternehmenskommunikation. Jetzt gingen 6,2 Tonnen Lösungsmittel jährlich in den Abfluß, 1986 waren es 428 Tonnen.

Um den Tag der offenen Tür für die Besucher unterhaltender zu machen, wird es bei Schering auch Tips zur Fassaden- und Dachbegrünung geben, außerdem eine Pony-Ranch und eine Solar-Crêperie. Mit einer Maßnahme ist dem Umweltschutz wohl auf alle Fälle gedient: Die Fennstraße ist samstags ab neun Uhr für Autos gesperrt. mh

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