MIT DEN BANANENKRIEGERN AUF DU UND DU
: Klage vor dem Gatt

EG-Protektionisten sollen Einfuhrzoll aufheben  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Der Bananenkrieg zwischen der EG und lateinamerikanischen Exportstaaten geht in Genf in seine nächste Runde. Am Mittwoch abend kündigte der sichtlich frustrierte Außenhandelsminister Costa Ricas an, er werde vor dem „Überwachungsausschuß“ des „Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens“ (Gatt) eine Beschwerde gegen die EG einlegen. Roberto Rojas sprach dabei im Namen seines Landes sowie von Ekuador, Guatemala, Panama, Kolumbien und Honduras.

Der Grund ihrer Beschwerde: Die EG-Kommission hat zum Beginn des Binnenmarktes am 1. Januar 1993 einen 20prozentigen Einfuhrzoll für ein Grundkontingent von zwei Millionen Tonnen Bananen beschlossen. Dadurch sollen die lateinamerikanischen Bananen für die VerbraucherInnen in den EG-Staaten so teuer werden wie diejenigen aus Madeira, von den kanarischen Inseln und den französischen Überseegebieten. Deren Marktchancen sind bisher nicht nur wegen ihres Preises sehr gering, sondern auch deshalb, weil sie sehr viel kleiner und weniger süß sind als die Konkurrenzfrüchte aus Mittelamerika.

Minister Rojas bezifferte den Verlust, den die EG-Importbeschränkungen für die sieben Staaten bedeuten würden, auf mindestens 500 Millionen US-Dollar jährlich.

Der Gatt-Ausschuß soll nun auf einer Sondersitzung prüfen, ob die von der EG-Kommission im Juli beschlossenen Importbeschränkungen für Bananen aus den sieben mittelamerikanischen Staaten gegen Gatt-Regeln verstoßen. Wahrscheinlich werden die sieben Bananenproduzenten auch den Gatt- Streitschlichtungsausschuß anrufen.

Die letzte Entscheidung über die Importbeschränkungen muß allerdings der EG-Ministerrat fällen. In Bonn wurden bereits Bedenken gegen die Anti-Bananen-Maßnahme angemeldet. Der Vorschlag der EG-Kommission, so das Argument, würde in Deutschland zu deutlichen Preiserhöhungen für Bananen führen. Allein die bananengierigen Deutschen futtern 40 Prozent der gesamten lateinamerikanischen Ernte.

Rojas sieht im Verhalten der EG auch eine Belastung der laufenden „Uruguay“-Runde des Gatt, auf der über ein liberaleres Welthandelsabkommen verhandelt wird. Zu deren Beginn vor sechs Jahren war vereinbart worden, bis zum Abschluß eines Abkommens keine neuen Handelsrestriktionen zu ergreifen.