: Südafrika ruft UNO an
■ Verurteilung des ANC gewünscht/ De Klerk will Mandela treffen
Pretoria (AFP) — Der südafrikanische Außenminister Pik Botha hat die UNO aufgefordert, den Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) wegen des Massakers an 24 seiner Anhänger in dem „Homeland“ Ciskei am Montag zu verurteilen. In einem Brief an UN-Generalsekretär Butros Ghali beschuldigte Botha den ANC, mit dem Marsch von 80.000 Anhängern auf die Hauptstadt der Ciskei, Bisho, die UN-Resolutionen 765 und 772 verletzt zu haben. In den beiden im Juli und August beschlossenen Resolutionen werden die politischen Gruppen in Südafrika unter anderem aufgefordert, eine nationale Friedensvereinbarung einzuhalten. Nach Ansicht Pretorias brach der ANC mit dem Protestmarsch diese Friedensvereinbarung.
Botha bat Ghali außerdem, einen Sonderbeauftragten nach Südafrika zu schicken, der mit den politischen Führern über eine Wiederaufnahme der Verfassungsgespräche verhandeln soll. Der ehemalige US-Außenminister und derzeitige UN-Vermittler für das ehemalige Jugoslawien, Cyrus Vance, war im Auftrag Ghalis bereits im Juli in Südafrika gewesen.
Mit dem Protestmarsch wollte der ANC am Montag den Rücktritt des Militärmachthabers der Ciskei, General Oupa Gqozo, durchsetzten. Zu dem Blutbad kam es, als die Truppen der Ciskei das Feuer eröffneten. Seitdem halten Zusammenstöße in dem Homeland zwischen ANC-Anhängern und Soldaten der Homeland-Armee an. Mehr südafrikanische Truppen sind in das Gebiet entsandt worden. Beobachter schließen nicht aus, daß Pretoria die Absetzung des Homeland-Chefs Oupa Gqozo vorbereitet.
Am Mittwoch abend hatte Südafrikas Staatspräsident Frederik de Klerk verkündet, daß er mit allen zuständigen Regierungsbehörden sowie mit den Homelands das zukünftige Vorgehen bei Demonstrationen beraten werde. So sollen zukünftig Massaker verhindert werden. De Klerk verlangte außerdem ein dringendes Treffen mit ANC-Führer Nelson Mandela.
Der ANC-Vorstand zitierte unterdessen den ehemaligen Untergrundchef Ronnie Kasrils zu einer Sitzung nach Johannesburg. Er hatte am Montag die Gruppe von Demonstranten geleitet, die versuchte, an Ciskei-Sicherheitskräften vorbei in die Homeland-Hauptstadt Bisho vorzudringen. Nun soll er sein Verhalten rechtfertigen. ger
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