: Jeder Schuß ein Treffer
■ Hamburger SV: Ein Eigentor von Letchkow leitet 2:4 Pokalschlappe in Karlsruhe ein / Desolate Leistung / Coordes angeschlagen
: Ein Eigentor von Letchkow leitet 2:4 Pokalschlappe in Karlsruhe ein/ Desolate Leistung / Coordes angeschlagen
In den 80er Jahren fuhr der HSV stets guter Hoffnung nach Karlsruhe, und kehrte auch regelmäßig reichlich beschenkt an die Elbe zurück. Mit dem Eintritt ins finale Jahrzehnt des zweiten Jahrtausends jedoch entsagte der KSC allzu großer Gastfreundschaft und schickte die Hamburger zuletzt mit 4:1 geschlagen nach Hause.
Beim Pokalspiel zwischen den beiden zuletzt arg gebeutelten ging es für den HSV um die Sicherung weiterer Einnahmen aus künftigen Pokalspielen und für den KSC-Trainer Winfried Schäfer um seine Zukunft im Wildpark-Stadion. Die ist nun zumindest vorläufig gesichert. Derweil machte ein wie immer maulfauler Egon Coordes nach dem mit 2:4 verlorenen Spiel Schiedsrichter Aaron Schmidhuber als Schuldigen aus: „Der Schiedsrichter war uns heute nicht wohlgesonnen, er hat seine Entscheidungen nicht so getroffen, wie es sich gehört“.
Stein des Anstoßes in der achtzehnten Minute: KSC-Spieler Manfred Bender kommt ohne Einwirkung seines Gegenspielers Frank Rhode im Strafraum zu Fall. Manfred Bender: „Der Rohde hat sich bei mir entschuldigt und mir aufgeholfen.“ Frank Rohde interpretiert das anders: „Das gehört sich so für einen Sportsmann. Ich dachte aber, es gibt Eckball, und dann gab es Elfmeter.“ Den verwandelte Michael Witwer zum 2:2 Ausgleich. Es war die Schlüsselszene eines Spiels, in dem beide Abwehrreihen katastrophal agierten und zumindest in der ersten Viertelstunde fast jeder Angriff ein Tor brachte.
Den Anfang machte der KSC- Torjäger Rainer Krieg, der in der dritten Minute den viel zu weit vor seinem Tor stehenden Nils Bahr mit einem Weitschuß überwand. Im Gegenzug patzte Ex-HSVler Wolfgang Rolff, und Marinus Bester hatte keine Mühe den Ausgleich zu erzielen. Nur sieben Minuten später schoß Bester Torhüter Oliver Kahn den Ball durch die Beine ins Netz - 1:2. Nach dem ominösen Elfmeter aber wachten die Badener wieder auf. Trotzdem brauchten sie die Hilfe des HSV-Bulgaren Yordan Letchkov, der in der 22. Minute einen Eckball per Kopf ins eigene Tor beförderte.
Nach dem 3:2 verflachte das Spiel zusehends, die übliche Wildpark-Stadion-Langeweile kam auf, und alle hofften, einer doch noch drohenden Verlängerung zu entgehen. Zwei Chancen hatte der HSV noch, aber Besters Schuß und Spörls Kopfball verfehlten knapp ihr Ziel. Auf der Gegenseite traf Burkhard Reich nur die Latte, und Michael Witwer knallte den zurückprallenden Ball am Tor vorbei. Doch zwei Minuten vor Schluß war es dann soweit. Bender flankte auf den Russen Shmarov, und der 4:2 Endstand war erreicht. Am nächsten Freitag treffen sich beide Mannschaften wieder, diesmal um Punkte im Hamburger Volksparkstadion. Die ZuschauerInnen dort sind wahrlich nicht zu beneiden.
Günter Rohrbacher-List
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