: "Hallo, ich bin Schlicki"
■ Ausstellung Wasser in Hamburg im Planetarium eröffnet
im Planetarium eröffnet
„Ein Sielbauer erkrankte, nachdem er - wie üblich im Hafen - Elbwasser getrunken hatte“, wird am 16. August 1885 mit Entsetzen vermeldet. Die Verknüpfung zwischen Wasser und unserer Gesundheit ist nur ein Aspekt, den die Ausstellung „Wasser für Hamburg - Zur Geschichte der Hamburger Wasserversorgung und -entsorgung“ jetzt beleuchtet. Gestern wurde sie auf dem „Tropfboden“ des ehemaligen Wasserturms im Stadtpark - dem heutigen Planetarium - eröffnet.
Bis zum 29. November (täglich zwischen 10 und 17 Uhr) bieten die zahlreichen Schaukästen und Modelle dem interessierten Hamburger Gelegenheit, sich ein klares Bild über unser Trinkwasser und die trübe Brühe, die wir daraus machen, zu verschaffen. Eine Flut von Informationen wird dem Besucher beim Durchschreiten des kühlen Ausstellungsraumes geboten, der eine Chronik vom Mittelalter bis heute beherbergt. So erfährt man zum Beispiel im Aufsatz eines Zoologen aus dem Jahre 1885 „Die Fauna der Hamburger Wasserversorgung“, daß die damaligen Leitungen rund 60 Spezien beherbergte. Von Spinnen, Schnecken und Würmern bis hin zu Aalen fleuchte es damals unter der Erde. Einen Großteil des Rundgangs nehmen Dokumente über die Choleraepedemie ein. Der Ausbruch der Seuche, die 8000 Menschen das Leben kostete, führte zur längst notwendigen Modernisierung der Wasserversorgung. Man begann mit der Trinkwassergewinnung aus zentralen Brunnen, die noch heute das Fundament unseres Trinkwassersystems sind.
Neben trocken anmutenden Schrifttafeln hat die Ausstellung auch sehr anschauliche Exponate zu bieten, die allerdings bisweilen ein wenig plump geraten sind. Wie zum Beispiel der Versuch, die Folgen der Verschmutzung des Elbwassers aufzuzeigen. Das sprechende Modell eines sich munter auf- und abbewegenden Spülfeldes zum Beispiel scheint für Sechs- bis Achtjährige konzipiert zu sein. „Hallo, ich bin ein Spülfeld, ihr habt sicherlich schon viel von mir gehört. Ihr dürft mich Schlicki nennen. Ich bin ziemlich vergiftet“, tönt es dumpf aus einem Lautsprecher.
Ebenso simpel wie verdummend sind einige Bildunterschriften, die zum Wassersparen aufrufen. Unter dem Foto einer duschenden Dame, die — vernünftig wie wir alle sein sollten — ein Duschbad dem Vollbad vorzieht, sind die Zeilen zu lesen: „So ist es besser.“ Eine Hausfrau, die Essen in die Toilette kippt, war den Autoren ein „Das ist nicht nur eklig, sondern vergeudet auch Wasser und belastet Abwasser“ wert. Insgesamt ist die Ausstellung dennoch recht sehenswert. gag
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen