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"Die Lage ist dramatisch"

■ Bundesgesundheitsminister begutachtet gesetzliche Krankenkassen

begutachtet gesetzliche Krankenkassen

In den gesetzlichen Krankenkassen hat es nach Ansicht von Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) noch nie eine so dramatische Lage gegeben wie zur Zeit: Trotz Rekordbeiträgen von über 13 Prozent gebe es gleichzeitig ein Rekorddefizit von über zehn Milliarden Mark. Entgegen allen Prognosen würden auch in den neuen Bundesländern schon rote Zahlen geschrieben. Eine Mischung aus Sofortbremsung und der Einleitung von Strukturmaßnahmen sei deshalb nötig gewesen, sagte Seehofer gestern in Hamburg vor dem „Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten“.

„Wenn diese Chance zur Reform des Gesundheitswesens vertan wird, haben wir in diesem Jahrhundert keine mehr“, sagte Seehofer. Als schwierigsten Punkt für die Zukunft bezeichnete er die Frage der Organisation der Krankenkassen. Sicher sei, daß mit der Krankenversicherung von heute die Probleme von morgen nicht mehr zu lösen seien. Unter anderem müsse der Leistungskatalog neu gezimmert werden und die Linie zwischen Solidarität und Eigenverantwortlichkeit anders gezogen werden.

Auch das Krankenhaus bezeichnete Seehofer als an „Haupt und Gliedern“ reformbedürftig. Es sei ein Fehler gewesen, es bei der vergangenen Reform des Gesundheitswesens außer acht zu lassen. Der Minister sprach sich in diesem Zusammenhang deutlich für mehr ambulante Leistungen aus, denn zur Zeit müsse der Patient selbst für Diagnostik ins Bett. Auch die im Gesetz vorgesehene Eigenbeteiligung der Patienten von elf Mark pro Tag sei durchaus vertretbar: Wer einen so hohen Standard erwarte, wie er in Deutschland geboten würde, müsse bereit sein, zumindest bei der Verpflegung dazuzubezahlen. Es sei nicht mehr alles finanzierbar, was die Bevölkerung wünsche, stellte Seehofer klar. dpa

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