Zu spätes Erwachen

KOMMENTAR

Zu spätes Erwachen

Leonhard Hajen kann sich in Sachen Struktur- und Entwicklungskonzept (Steko) zumindest einen deutlichen Erfolg an die Brust heften: Zum ersten Mal erkennen Hamburgs Politiker und Bürokraten an, daß langfristig nicht weniger Studenten an Hamburgs Hochschulen studieren werden. Es ist grotesk, aber wahr: Jahrelang wurde mit falschen Prognosen die Verkleinerung der Hochschulen vorangetrieben. Während draußen die Studentenberge wuchsen, behielt man im Raumschiff Rathaus stur den Sparkurs bei. Traurig, wenn es nun schon als Erfolg gewertet werden muß, wenn Hamburgs SPD-Regierung endlich die Realititäten akzeptiert, imdem sie die Studienplätze und Stellen nicht abbaut, sondern auf dem jetzigen Level einfriert.

Denn auch diese Einsicht ist schon wieder überholt. Was die Hochschulen brauchen, um den Anforderungen der Zukunft gewachsen zu sein, ist zunächst einmal eine gründliche personelle und materielle Sanierung. Doch selbst zarteste Ansätze in diese Richtung droht der Finanzsenator im Keim zu ersticken: Die von Hajen geplante Aufstockung der Mittel für Forschung und Lehre akzeptiert Curilla zunächst nur für den Haushalt 1993.

Wer den Hochschulen derartig enge finanzielle Grenzen setzt und von ihnen gleichzeitig, wie im Steko, mehr Beweglichkeit im Umgang mit dem vorhandenen Ressourcen erwartet, verlangt, daß die Hochschulen plötzlich wie Wirtschaftsunternehmen funktionieren sollen. Doch dazu müßte das Beamtensystem abschafft werden und damit auch die unflexiblen und verkrusteten Behördenstrukturen. Doch da traut sich niemand ran. Deborah Tews