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Die Motive für die Jugendgewalt waren kein Thema

■ Kaum neue Vorschläge beim CDU-Hearing zur Jugendfreizeitpolitik/ Jugendsenator fordert Umschichtung von Mitteln

»Wer nichts in Jugendarbeit investiert, bekommt die Quittung, das haben die Ausschreitungen der letzten Wochen gezeigt«, sagte Jugendsenator Krüger (SPD) am Montag abend auf einem CDU-Hearing zum Thema »Neue Wege in der Jugendfreizeitpolitik« im Reichstag. Die Probleme der Jugendarbeit sind in West- und Ost-Berlin unterschiedlich: Während im Ostteil viele Jugendklubs trotz des Interesses der Jugendlichen schließen mußten, geht im Westteil das Interesse an organisierter Freizeitgestaltung seit den sechziger Jahren eher zurück. So besuchen nur 10 bis 15 Prozent der Jugendlichen die Jugendfreizeitheime der Bezirke. Kein Thema unter den Experten waren allerdings die Motive der Jugendlichen, sich an rassistischen Gewalttaten zu beteiligen.

Personal und Mittel für die Jugendarbeit seien in Ost und West ungleichmäßig verteilt, sagte die Leiterin des Treptower Amtes für Jugendförderung, Kerstin Stappenbeck. Den Jugendklubs im Ostteil fehlten noch Pädagogen, obwohl die Nachfrage nach den Veranstaltungen heute genauso groß sei wie zu DDR- Zeiten: »In unsere neun Einrichtungen in Treptow kommen dieselben Jugendlichen wie vor der Wende«, sagte Frau Stappenbeck. Sie kritisierte außerdem, daß im Ostteil fast keine freien Träger aktiv würden. Jugendsenator Krüger betonte die Notwendigkeit einer »Ressourcenumschichtung« von West nach Ost. Besonders freie Kinder- und Jugendprojekte müßten in den östlichen Bezirken gefördert werden.

Einig waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion darüber, daß die derzeitigen Angebote in den Jugendfreizeitheimen im Westen den Bedürfnissen häufig nicht gerecht würden. Wirklich neue Vorschläge fehlten aber in der Diskussion. Während der CDU-Abgeordnete Dietrich Schippel eine Ausweitung des Angebots forderte, »zum Beispiel Fortbildung oder Diskussionen über Umweltschutz«, sprach sich der Sozialpädagogik-Professor Helmut Lukas dafür aus, statt der Jugendfreizeitheime lieber freie Projekte gezielter zu fördern: »Das Ganze leidet daran, daß zuviel Geld in schwerfällige Einrichtungen gesteckt wird, bloß weil sie schon seit Urzeiten da sind.« Am wichtigsten sei es, einfach nur Räume bereitzustellen, in denen sich Jugendliche treffen könnten, meinte Irina Schlicht, die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion. Sie schlug vor, Schulgebäude auch am Nachmittag als Treffpunkte zu öffnen — eine Idee, die im Publikum durchaus Anklang fand. Allerdings gab ein Teilnehmer zu bedenken, daß der »Zerberus Schulhausmeister« nicht leicht zu besiegen sei.

Die zahlreichen Mitarbeiter von Jugendfreizeitheimen und von freien Projekten, die im Publikum saßen, klagten vor allem über die schlechte finanzielle und personelle Ausstattung. Seit 1984 sind die Stellen für Jugendfreizeitheime eingefroren. »Jugendliche brauchen feste Bezugspersonen, da kann man nicht immer nur Honorarkräfte beschäftigen«, sagte eine Neuköllnerin. »Erzählen Sie das dem Finanzsenator«, meinte Thomas Krüger ratlos und sprach schleunigst sein Schlußwort: »Laßt viele Blumen blühen.« Miriam Hoffmeyer

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