: Kinotips
KINOTIPS
„Sie heißen Alex und Mireille, sie sind 1960 geboren, leben in Paris. Sie kennen sich noch nicht, er liebt sie schon, zu spät“. So wortreich hat Regisseur Leos Carax, ebenfalls Jahrgang 1960, die Handlung eines ersten Films Boy meets Girl umrissen. Nach dem großartigen Erfolg seines dritten Spielfilms Die Liebenden von Pont-Neuf kommt Carax' 1985 in Schwarz- weiß gedrehtes Erstlingswerk als Erstaufführung ins Kino. Der Titel Boy meets Girl ist das Zitat einer Notiz, die sich, so will es die Anekdote, einst Billy Wilder des nächtens machte. Alex, gespielt von Denis Lavant, dem Carax bisher jede Hauptrolle zugedacht hat, findet einen Schal, der ihn an seine Ex-Freundin erinnert, die ihn verlassen hat. Auch Mireille ist gerade verlassen worden. Auf einer Party treffen Alex und Mireille sich... Die Kritik lobte Boy meets Girl als „voller (schwarzer) Komik und unverzagter Poesie.“(Abaton)
Sechs ausgesuchte Kurzfilme der beiden Münchner Filmemacher Holger Neuhäuser und Klaus Knoesel zeigt das Alabama. Die bajurawarische Venus Marianne Sägebrecht ist in der siebenminütigen Komödie Die Vorboten Armageddons als Münchner Hausfrau zu sehen, die sich mutig den grausamen Außerirdischen entgegenwirft. Die längst fällige Enterprise-Neuverfilmung braucht nur vier Minuten, um The Next Degeneration ins Bild zu setzen. (Alabama, Do. 22.30 Uhr, Regisseur Knoesel ist anwesend, außerdem: 20.9. u. 23.9., 22.30 Uhr)
Fans des unerreicht cool auf seinen Lippen herumkauenden Saxophonisten und Filmdarstellers John Lurie können diesen jetzt live auf der Leinwand erleben. Der 25jährige Garret Linn hat im letzten Jahr die drei Konzertabende des New Yorker Jazzers und seiner Band in Berlins „heißestem Nachtclub“ Quartier Latin aufgezeichnet: John Lourie and the Lounge Lizards live in Berlin 1991 heißt der Mitschnitt.(Abaton)
In der Reihe „Neues lateinamerikanisches Kino“ zeigt das Abaton außerdem Nuevo Mundo - zu deutsch: Neue Welt -, eine mexikanische Großproduktion aus dem Jahr 1976. Der Film schildert die Vorgehensweisen, mit denen die spanischen „Missionare“ im 16. Jahrhundert die Bewohner des lateinamerikanischen Kontinents dem christlichen Glauben „zuführen“ wollten. Nuevo Mundo berichtet über die Auflehnung der Indios, den Kampf um den eigenen Glauben, und die „Tricks“, wie sie die Mission vom Gelingen ihres Unternehmens buchstäblich glauben machten. Nach der Fertigstellung verboten, gelangte der Film erst 1991 vor ein internationales Publikum. (Abaton, Do.-Sa.)
Grün ist die Heide heißt Heidemarie Hagens „Heimat-Experimental-Literaturfilm“. In dieser Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm kommen unter anderem Arno Schmidt und Hermann Löhns zu Wort. Letzerer radelt durch eine von Motocross und Panzern zerstörte Natur, wundert sich über die vielen Heinrich-Löns-Gedächntnissteine, und wird bei alldem von Arno Schmidt beobachtet. Die in Hamburg lebende Regisseurin drehte die fiktive Begegnung zwischen den beiden ungleichen Heidedichtern 1986. Im Vorprogramm: Pilzextrakt, eine weitere bizarre Hommage an Arno Schmidt. (Lichtmeß, Freitag, 21 Uhr)
Außerdem läuft an: Housesitter (Mundsburg, Broadway, Passage, Savoy), Salz auf unserer Haut (City, Holi, Savoy, Ufa) und Der schöne Badetag (Holi): Besprechungen im überregionalen Teil. bas
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