Griff ins Portemonnaie

■ Philipskonzern möchte Belegschaft schröpfen, um Verluste auszugleichen / Kurzarbeit in Wedel

möchte Belegschaft schröpfen, um Verluste auszugleichen / Kurzarbeit in Wedel

Es gibt bei großen Wirtschaftsunternehmen scheinbar ein neues Patentrezept: Wenn das Management Mist gebaut hat, holt man sich die in Sand gesetzte Knete bei der Belegschaft wieder. Nach der „Lufthansa“, die ihren 70000 MitarbeiterInnen eine Nullrunde abgerungen hat, möchte nach diesem Konzept nun auch der marode holländische Elektrogigant Philips in der Elbmetropole verfahren.

Auf einer gemeinsamen Sitzung von Unternehmensleitung und Gesamtbetriebsrat hatte das Management angeregt, tief in die Tasche der rund 9000 Hamburger MitarbeiterInnen zu greifen, um den angeschlagenen Konzern zu entlasten. Nach Philips-Vorstellungen soll das fällige Weihnachtsgeld bis zu 50 Prozent gekürzt und leitenden Angestellten eine Nullrunde auferlegt sowie die vereinbarte Tariferhöhung von drei Prozent im kommenden Jahr auf die übertarifliche Bezahlung angerechnet werden. Entsprechende Informationen wurden der taz von einer Betriebsrätin bestätigt: „Dabei geht es um Beträge in zweistelliger Millionenhöhe.“

Bei der Belegschaftsvertretung stoßen derarige Pläne auf keine Begeisterung. Die Betriebsrätin: „Die Vorstellungen der Unternehmensleitung sind für die Arbeitnehmerseite unannehmbar.“ Der Betriebsrat hat nun das Philips-Management aufgefordert, konkrete Zahlen vorzulegen. „Wenn man die Kosten reduzieren möchte, dann müssen alle Kostenpakete überprüft werden.“ So sei auch denkbar, bei den Pensionskassen oder dem Reisekostenbudget der „hohen Herren“ zu kürzen. Die Betriebsrätin: „Konkrete Verhandlungen haben überhaupt noch nicht begonnen.“

Unterdessen hat der Philipskonzern für das Wedeler Telefunkenwerk sowie für das Lokstedter Röhren- und Halbleiterwerk („Philips Components“) bis Jahresende Kurzarbeit angeordnet. Bei Philips Components müssen die 2000 Angestellten in diesem Zeitraum zwischen vier Tage und zwei Wochen unbezahlten Sonderurlaub nehmen. Begründet wird die Krise mit Absatzschwierigkeiten auf dem Unhaltungselektronikmarkt. Kai von Appen