Keine arroganten Weißkittel

■ betr.: Gesundheitsstrukturgesetz

betr.: Gesundheitsstrukturgesetz

Als niedergelassener Kassenarzt macht mich die pauschale Verurteilung meiner Berufsgruppe quer durch alle Medien sehr betroffen. Selbst die ansonsten so differenzierte taz „haut“ in die verdummende „Seehofer-Kerbe“, und stellt uns als arrogante Weißkittel hin, denen es nur um den eigenen Geldbeutel geht.

Dagegen möchte ich folgendes einwenden: Die meisten Kassenärzte haben im Durchschnitt einen elf- bis zwölf-Stunden-Arbeitstag. Dazu kommt, insbesondere in ländlichen Gebieten eine ständige Nachtbereitschaft, dazu Wochenendbereitschaften (man vergleiche die durchschnittliche Arbeitszeit eines „Behördenmenschen“). Ein einfacher Hausbesuch wird mit 25 bis 30 DM vergütet. Dafür kommt ein Handwerker nicht einmal bis vor die Haustür.

Einen erheblichen Teil meiner Arbeits- und Freizeit muß ich mit Bürokratismen verbringen, die mir die Gesundheitsbehörden auferlegen. Die neuen, auf mich zukommenden Reglementierungen werden den Begriff Freiberufler grotesk erscheinen lassen. Ich werde in Zukunft noch weniger Zeit für meine Patienten haben, weil ich noch mehr Zeit für die Bürokratie benötige. Über die imensen Unkosten, die bei den Krankenkassen selbst durch Personalaufstockung, immer größer werdende Werbeetats (zum Beispiel für absurde Gesundheitskampagnen) etc entstehen, wird geflissentlich in allen Medien geschwiegen.

Fazit: Es macht keinen Spaß mehr, Kassenarzt zu sein. Die einst heren Ideale, die mich einmal zur Ergreifung dieses Berufes bewogen haben, gehen durch das geplante Gesundheitsstrukturgesetz völlig verloren. Dr.med.Christoph Schütte, Neustadt in Holstein