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IM Schneider berichtet wieder über die Grünen

■ Im Wortlaut: Erklärung Norbert Schellings (Grüne) zur Mitarbeit Dirk Schneiders beim »Neuen Deutschland«

Es ist schon seltsam: Da taucht auf der Landesdelegiertenversammlung der Grünen/AL am vergangenen Samstag unser ehemaliges Mitglied, der inzwischen als Stasi-Zuträger enttarnte Dirk Schneider, unter den Gästen auf. Schneider, der jahrelang Berichte über die AL und die linke Szene Berlins für das MfS verfaßte und der erst kürzlich in Verdacht geraten war, ähnliche Dienste auch dem Berliner Verfassungsschutz zugeleitet zu haben, schrieb auch dieses Mal wieder eifrig mit.

Der Verdacht lag auf der Hand: Schneider muß wohl unter den noch nicht in die Wüste geschickten stalinistischen Diktatoren dieser Welt einen neuen Arbeitgeber gefunden haben. Zumal die Berufspolitikerkarriere des Herrn Schneider in der letzten Zeit empfindlich beeinträchtigt wurde. Nach dem längst überfälligen Rückzug aus dem Abgeordnetenhaus kandidierte Schneider auf einem aussichtsreichen Listenplatz der aussichtslosen Kreuzberger PDS zur Kommunalwahl.

Weit gefehlt — der neue Auftraggeber für die Berichte Schneiders ist das Neue Deutschland. Das ist nun wahrlich eine Überraschung. Zwar war uns auch bekannt, daß Dirk Schneider, gleichsam als Tarnung seiner streng geheimen Machenschaften, als Beruf(swunsch) gelegentlich »Journalist« angab. Daß es dem ehemaligen Zentralorgan der ehemaligen Einheitspartei allerdings gelungen ist, Herrn Schneider in seinen bürgerlichen Beruf zu »resozialisieren«, verdient Bewunderung! Einen besseren Kenner und objektiveren Beobachter des Innenlebens der Grünen/AL hätten sie auch kaum finden können.

Der Inhalt des Berichts enttäuscht dann allerdings ein wenig: Da wirft der Verräter den Grünen Verrat vor; Verrat vor allem an dem alten, bewährten Prinzip der Rotation. Und das ausgerechnet von einem Mann, der bei den Grünen quer zu allen Rotationsregeln von einer bezahlten Position in die nächste »rotiert« ist; dem mit dem Verweis auf seine soziale Lage — die »Nebenverdienste« waren damals noch nicht bekannt — immer wieder Ausnahmeregelungen zugestanden wurden und der, als ihn nun wirklich niemand in der AL mehr wollte, fast ohne Übergang in bezahlte Positionen bei der PDS »rotierte«. Dieser Dirk Schneider will den Grünen nun dabei helfen, »Berufspolitiker mit Herrschaftsgebaren zu verhindern«. Es ist schon seltsam! Norbert Schelling

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