Töpfer: Notfalls anderes Endlager

■ Erörterungstermin über Schacht Konrad / Kirchner: Kontrolle nicht ausreichend

Im Streit um das geplante Atommüllendlager Schacht Konrad bei Salzgitter hat Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) eine ausführliche Erörterung der fast 290.000 Einwendungen zugesagt. Das Genehmigungsverfahren müsse „ergebnisoffen“ sein, um rechtlich für spätere Klagen vor Gericht keine Angriffsflächen zu bieten, sagte Töpfer am Freitag. Er wolle keine Prognose für den Zeitpunkt einer möglichen Genehmigung geben. Denkbar sei auch eine Ablehnung von Schacht Konrad, sagte Töpfer. Dann werde es „ohne allzu große Zeitverzögerung auch eine Alternative geben“. Nicht in Frage komme dafür das Endlager in Morsleben oder der Export.

Zur Erörterung der Einwendungen gegen das geplante Atommüllendlager Schacht Konrad warten die Umweltverbände und Bürgerinitiativen mit geballtem wissenschaftlichem und juristischem Sachverstand auf. Einer Genehmigung für Schacht Konrad stehen aus Sicht des BUND- Sachbeistands und Bremer Physikers Gerald Kirchner die nicht ausreichend nachgewiesene Langzeitsicherheit und eine mangelhafte Kontrolle des angelieferten Atommülls im Weg. Die 10.000-Jahre-Grenze für den Sicherheitsnachweis sei willkürlich. Dies sei umso bedeutsamer, als das Bundesamt für Strahlenschutz als Antragsteller selbst einräume, daß erst danach mit Austritten der langlebigen radioaktiven Substanzen an die Erdoberfläche zu rechnen sei.

Ungeklärt seien auch die Auswirkungen der vielen früheren Bohrungen in den Untergrund aus der Zeit der Erzsuche. Sie seien seinerzeit nicht mit Blick auf ein späteres atomares Endlager verfüllt worden und böten deshalb ein hohes Risiko für Austritte, sagte Kirchner. Für die aus dem Ausland von den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague (Frankreich) und Windscale/Sellafield (Großbritannien) angelieferten Atommüllmengen seien die deutschen Kontrollstandards bisher nicht gewährleistet. Dies sei ein bisher in der öffentlichen Debatte kaum beachtetes Problem, sagte der Bremer Physiker. dpa