: Steine werfen, ankokeln, abfackeln
■ Am Wochenende wieder Angriffe auf Asylbewerberheime, aber auch Demonstrationen gegen Fremdenfeindlichkeit
Berlin (AFP/AP) — Die Welle der Angriffe auf Asylbewerberheime in Deutschland setzte sich am Wochenende ungebrochen fort. Die meisten Anschläge gab es in Mecklenburg- Vorpommern. In Wismar wurden 68 jugendliche Randalierer festgenommen, die aus einer Menge von Schaulustigen heraus Steine und Feuerwerkskörper auf die rund 200 eingesetzten Polizisten geworfen hatten. Am Sonntag befanden sich noch sechs der Festgenommenen wegen Autodiebstahls oder schweren Landfriedensbruchs in Gewahrsam. In Schwarzenhof (Kreis Malchin), Kröpelin bei Rostock, Ückermünde, Schwerin und Jördenstorf warfen Jugendliche Fensterscheiben von Asylbewerberheimen ein.
Flüchtlingsheime in Klötze (Sachsen-Anhalt) sowie in Blankenstein, Hainspitz und Rositz (Thüringen) wurden mit Brandflaschen angegriffen, ohne daß Menschen zu Schaden kamen. In das Asylbewerberheim in Tangerhütte (Kreis Stendal) drangen in der Nacht zu Sonntag sechs Jugendliche ein und zerstörten Fenster, eine Büroeinrichtung und einen Heizkörper. In Prenzlau und Lübbenau (Brandenburg) warfen Jugendliche Fensterscheiben von Flüchtlingsheimen ein. Im sächsischen Weißwasser brannte durch einen Brandsatz eine Holzverschalung an, zudem schossen die jugendlichen Täter Leuchtraketen auf das Asylbewerberheim.
Auch in den alten Bundesländern gab es mehrere Angriffe auf Asylbewerberheime. Im südhessischen Geisenheim und im niedersächsischen Steyerberg warfen Unbekannte Brandsätze. Einer der 80 Heimbewohner in Geisenheim erlitt eine Rauchvergiftung. In Regensburg galt ein Brandanschlag einem Wohnheim für etwa 70 deutschstämmige Aussiedler aus Osteuropa. Laut Polizei entstand jedoch kein Sachschaden. Im Land Brandenburg kam es darüber hinaus zu mehreren Prügeleien zwischen Skins und anderen Jugendlichen.
In Saarlouis und Berlin demonstrierten über 1.000 Menschen am Samstag mit einem Schweigemarsch durch die Innenstadt gegen Ausländerfeindlichkeit. Zur Teilnahme hatten Grüne, SPD, Jungsozialisten, Junge Union, Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen. Außerdem hielten evangelische und katholische Christen einen ökumenischen Klage- und Bittgottesdienst ab.
Das Bundesinnenministerium plant ein sogenanntes „Sofortprogramm“ gegen rechtsextreme Gewalt. Extremistische Oranisationen sollen auf ein Verbot hin überprüft werden. Bund und Länder sollen einen „Sondermeldedienst fremdenfeindlicher Straftaten“ für Mehrfachtäter einrichten. Polizei und Justiz sollen konsequenter gegen Gewalttäter vorgehen. Der Bundesgrenzschutz soll die Polizei in den neuen Bundesländern stärker unterstützen. Bund und Ländern sollen einen Alarmplan abstimmen für den Einsatz von Sicherheitskräften.
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