: Viel zuviel Insektengift
■ Bezirksamt Eimsbüttel ermittelte in einigen Wohnungen in den Grindelhochhäusern hohe Belastungen mit Pyrethroiden
hohe Belastungen mit Pyrethroiden
Einige Wohnungen in den Grindelhochhäusern sind so stark mit Schädlingsbekämpfungsmitteln belastet, daß sie saniert werden müssen. Die Pyrethroide, die Kammerjäger gegen Schaben in den Häusern eingesetzt haben, lagern sich an Staubteilchen an. Einen Spitzenwert von 327 Milligramm pro Kilogramm Staub stellte das Bezirksamt jetzt bei Untersuchungen in einer Wohnung an der Oberstraße fest.
Weil das Insektengift in der Luft nicht nachweisbar ist, wurden die Wohnungen mit einem normalen Staubsauger abgesaugt. Die Proben aus fünf Wohnungen des Hochhauses in der Oberstraße 14 enthielten zwischen 2,1 und 55,4 Milligramm Pyrethroid pro Kilogramm. Das Bezirksamt Eimsbüttel hat Verhandlungen mit dem Hauseigentümer aufgenommen, damit die am stärksten belastete Wohnung zügig entgiftet wird, etwa durch eine feuchte Reinigung der Teppiche.
„Wir warten händeringend auf eine Stellungnahme des Bundesgesundheitsamtes“, sagt Uwe Czaplenski vom Eimsbütteler Umweltamt, denn es gibt für Pyrethroide bundesweit keinerlei Bewertungsmaßstäbe oder Empfehlungen. Nicht nur die Grindelhochhäuser müßten engiftet werden, sondern auch Flüchtlingsunterkünfte, Kindertages- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser, in denen das Gift ebenfalls regelmäßig versprüht worden ist, fordert der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Joachim Schulze-Bergmann. Ebenso werde dies in vielen Wohnungen der SAGA notwendig sein, sowie bei den rund 2000 Kunden der Kammerjägerfirma Rentokil — die auch für den Giftspritzeneinsatz in den Grindelhochhäusern verantwortlich ist. Daher müßten die bisherigen Einsatzbereiche der 21 dort beschäftigten Kammerjäger ermittelt und die Betroffenen umgehend informiert werden. Er selbst werde gegen die Firma Rentokil in Kürze
1Strafanzeige wegen Körperverletzung erstatten.
Pyrethroide, die bei unsachgemäßer Anwendung zu Gesundheitsstörungen führen können (siehe Text unten), dürften eigentlich überhaupt nicht in Wohnräumen ausgebracht werden, so Uwe Czaplenski. Über die gesundheitlichen Gefahren müßten aber auch Verbraucher aufgeklärt werden, denn Sprühdosen mit den schädlichen Schädlingsbekämpfungsmittel stehen frei käuflich in den Drogerieregalen. Vera Stadie
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