piwik no script img

Rote Flora: »Mal gucken, was hier reinpaßt...«

Bei ihrem Besuch im Stadtteilzentrum am Montag abend signalisierte Stadtentwicklungssenatorin Müller erstmals  ■ Gesprächsbereitschaft

Auch SenatorInnen scheinen lernfähig zu sein: „Wir wollen keinen Träger hier unterbringen, der sich mit Ihren Vorstellungen beißt“, sprach Traute Müller (SPD), Chefin der Stadtentwicklungsbehörde, am Montagabend. Es ging um das Stadtteilzentrum am Schulterblatt im Schanzenviertel. Anlaß für die signalisierte Gesprächsbereitschaft: ein Besuch in der „Roten Flora“ und eine Diskussionsrunde mit etwa hundert Rot- FloristInnen. Bisheriger Senatsstandpunkt: Im ersten Stock des ehemaligen Varietés soll eine von einem freien Träger betriebene Kindertagesstätte untergebracht werden.

Während des rund einstündigen Schlagabtausches gab die Senatorin indirekt zu, daß die Forderung nach einer Kindertagesstätte lediglich als Vehikel gedacht sei, um den Rot-Floristen Zugeständnisse abzutrotzen — und um „Mißtrauen“ und „Vorbehalte“ im Senat abzubauen. Denn daß dem Senat bislang die Schanzenviertel-Kinder nicht sonderlich am Herzen gelegen haben, brachte eine Mitarbeiterin des Kinderladens „Kinderglück“ auf den Punkt. Ihre Einrichtung kämpft seit Jahren vergeblich um mehr Personal und größere Räume. Und auch der Abenteuerspielplatz Bartelsstraße wurde von der SPD teilweise für einen Gewerbeneubau geopfert.

In die gleiche Kerbe schlug auch ein Sprecher einer Elterngruppe aus dem Viertel: „Wir sind zehn Elternpaare, die hier schon längst selbstorganisiert und in die Flora- struktruren eingebunden eine Krabbelgruppe eingerichtet hätten, wenn der bauliche Zustand des Hauses dies zugelassen hätte.“ Unterstützung für die Flora kam auch von der „AG Stadtteilkultur“. Tobias Behrens: „Die Rote Flora hat schon längst die Kriterien eines Stadtteilzentrums erfüllt. Die Stadt sollte froh sein, so ein riesiges Zentrum zu einem so günstigen Preis zu bekommen.“

Traute Müller gestand ein, daß sie ihr „Bild über die Flora revidieren“ müsse. Müller: „Es beeindruckt mich durchaus, was für Aktivitäten es hier gibt.“ Erstmals schien bei der Steb-Senatorin ein

ernsthafter Wille vorhanden zu sein, gemeinsam mit den Floristen nach einer Lösung zu suchen, die ihr dann von der räumungswilligen Senatsrechten um Hackmann & Co nicht um die Ohren gehauen wird — und schließlich ist die Müllerin

1als nicht besonders standhaft bekannt. Die Senatorin: „Wir müssen einvernehmlich gucken, was paßt hier rein, wie können wir das umsetzen.“ Ihr Appell an die Krabbelkinder–Eltern: „Wenn es eine Initiative gibt, kann man darüber re-

1den.“ Im Klartext: Die Eltern sollten einen Trägerverein gründen, der sowohl in die Rote-Flora- Selbstverwaltungsstrukturen eingebunden ist, als auch vom Senat als unabhängiger Träger akzeptiert werden kann. Kai von Appen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen