piwik no script img

„Ich arbeite bei Penck“

■ Kunst-Sponsering a la Deutsche Bank / Banker sprach in Bremerhaven

In den 60 Stockwerken der Frankfurter Bank-Türme und in einem Sockelgeschoß hängen seit mehr als zehn Jahren Werke von 123 KünstlerInnen. Dr. Herbert Zapp betreut als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank die inzwischen international berühmt gewordene ständige Ausstellung zeitgenössischer Kunst in den Wolkenkratzern. Am Dienstag begrüßte Erwin Rothgängel, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde, den Franfurter im „Haus des Handwerks“. Man sprach über „Das Konzept der Deutschen Bank zwischen Mäzenatentum und Sponsoring“.

Zwischen Elvira Bach, Baselitz und Beuys bis zu Tinguely, Uecker und Bernd Zimmer wird auch unbekannteren jungen KünstlerInnen Platz gemacht. Das Ziel der Kunstförderung in den noblen Arbeitsräumen, sagte Zapp, sei die „Begegnung der Angestellten und Kunden mit der Kunst unserer Zeit“. Auch die MitarbeiterInnen der Bankzentrale lebten inzwischen gern mit „ihren“ Kunstwerken. Mehr als die Hälfte bezeichne die eigene Büroetage nach dem Künstler (“ich arbeite bei Penck“). Stolz kann der kunstsinnige Bankmann behaupten, über die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in den letzten 25 Jahren gebe sein Institut einen relativ geschlossenen Überblick.

Die Kulturpolitik der Zentrale hat inzwischen Schule gemacht. 300 Filialen im In- und Ausland haben sich auf eigenes Ersuchen dem Kunstsponsering angeschlossen. 70 weitere Zweigstellen stehen auf der Warteliste. Als „mäzenatisches Sponsoring“ begreift Zapp die Tätigkeit der Deutschen Bank, angesiedelt zwischen „selbstlosem Dienst an der Gesellschaft und bewußter Image-und Kundenpflege“. Vor eineinhalb Jahren wurde die Bremerhavener Filiale für die Kunstauktion geöffnet. Zapp rühmt deren lokale Besonderheit: Nur hier habe die Deutsche Bank neben deutschen auch amerikanische Künstler ausgestellt (Keith Haring und Christo). Schließlich war Bremerhaven in früheren Jahrzehnten der europäische Vorhafen von New York.

Auf die weniger rosigen Seiten der Unterweser-Stadt ging die Mitveranstalterin und Ausstellungsmacherin Anne Schmeckies ein: Zwar habe die Stadt zwei Stipendien an Malerinnen vergeben (Brigitte Suberg aus Celle und Kazue Yoshikawa-Miyata aus Hamburg), aber: „Was fehlt, sind Galerien am Ort, Vermittler, die die ökonomische Existenz der Künstlerinnen absichern.“ Kazue Yoshikawa-Miyata hatte vorsorglich ein großformatiges Bild mitgebracht, das in dem Sitzungssaal der Kreishandwerkerschaft aufgehängt war, als solle es dort bleiben. Anne Schmeckies Appell war unüberhörbar: „Künstler und Künstlerinnen können nicht leben, wenn wir ihre Arbeiten nicht kaufen.“ hans happel.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen