MIT SPEKULANTEN AUF DU UND DU: Angriff auf den Franc
■ Deutsch-französisches Stützungs-Joint-venture
Frankfurt/Berlin (AP/taz) — Die Zentralbanken Frankreichs und Deutschlands haben einen gemeinsamen Feind entdeckt: die Devisenspekulanten, die sich gestern auf den Franc eingschossen haben, nachdem das Pfund in der vergangenen Woche getroffen und aus dem EWS-Währungsmechanismus gekippt wurde. In einem ungewöhnlichen Versuch, die französische Währung vor der Abwertung zu retten, haben die Bundesbank und die Bank von Frankreich gestern einer Änderung der Leitkurse von Mark und Franc eine Absage erteilt. Die Bank von Frankreich setzte unterdessen den Zinssatz für Wertpapierpensionsgeschäfte von 10,5 auf 13 Prozent herauf.
Auf die Devisenmärkte machte die Erklärung der Währungshüter keinen Eindruck. Warum auch: In der vergangenen Woche waren den Änderungen im EWS jeweils heftige Dementis der verantwortlichen Politiker vorausgegangen. Die gleichlautenden Verlautbarungen seitens des Bundesfinanzministers und des Bundesbankpräsidenten, daß die D-Mark nicht aufgewertet werde, haben sie aus dieser Erfahrung heraus wohl so interpretiert: Die D-Mark steht kurz vor der Aufwertung. Der französische Finanzminister Michel Sapin bezeichnete die spekulativen Angriffe als „irrational“. Die Wirtschaftsdaten in Frankreich seien günstiger als in Deutschland.
In London hatten Devisenhändler den Frontalangriff auf den Franc zugegeben. Viele Spekulanten hätten mit ihren Geldgeschäften mit den inzwischen aus dem EWS ausgeschiedenen britischen und italienischen Währungen genug Geld „zum Spielen“ gemacht, um nun gegen den Franc bieten zu können, erklärte Simone Knapp von der großen Londoner Maklerfirma Barclay de Zoete Wedd die Situation auf den Devisenmärkten. Das bringe das EWS in große Gefahr, gesprengt zu werden. Die Bank von Frankreich soll bereits Milliardenbeträge für Stützungskäufe aufgewendet haben. Nutznießer der Franc-Krise waren der Dollar und das Pfund. dri
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