: Rudi, Benno, die Möhlmänner und ...?
■ Hamburger Sportverein: Rudi Kargus neuer Co-Trainer / Benno spricht ganze Sätze / Noch kein Amateur-Coach gefunden
Rudi Kargus neuer Co-Trainer / Benno spricht ganze Sätze / Noch kein Amateur-Coach gefunden
Egon Coordes ist geschaßt, sein Schatten aber allgegenwärtig. So auch auf der gestrigen Pressekonferenz anläßlich der offiziellen Vorstellung von Benno Möhlmann als neuen Cheftrainer des Hamburger Renommier-Klubs.
Das Kicker-Sportmagazin veröffentlichte am Donnerstag ein Zitat des Ex-Trainers, in dem er Frank Rohde beschuldigte, den verhängnisvollen Fehler zum 1:2 gegen Karlsruhe am vergangenen Freitag mit Absicht begangen zu haben. Benno Möhlmann nahm seinen Abwehrrecken in Schutz: „Diese Äußerung ist reiner Schwachsinn.“ Präsident Hunke fügte hinzu: „Ich kann mir nur vorstellen, daß diese Äußerung von Herrn Coordes aus einem Zusammenhang gerissen wurde. Aber das werde ich mit ihm am Freitag persönlich klären.“ Zu klären haben die Herren dann auch die Abfindungs-Modalitäten für den knollnasigen Ostfriesen.
Und noch etwas gilt es zu klären: Nachdem Möhlmann nun Chefcoach ist und Rudi Kargus als Co-Trainer nebenbei weiterhin die Jugend-Arbeit koordinieren will, sucht man beim HSV verzweifelt nach einem Trainer für die unter Möhlmann bisher so erfolgreichen Amateure. Im Gespräch war unter anderen Ralf Schehr, derzeit als Verbandstrainer in Hamburg tätig.
Ob der HSV mit der Verpflichtung von Benno Möhlmann als Trainer der Profis den rechten Griff getätigt hat, wird sich heute in Wattenscheid nicht beweisen lassen. Doch man wird sehr genau hinschauen, ob die Mannschaft einen anderen Geist zeigt, als bislang. Im Training sollen die Rothenbaum-Stars bereits das neue Mannschaftsgefühl erkennbar gemacht haben. „Wenn die Truppe in jedem Spiel so engagiert dabei ist, wie heute in den zehn Minuten des Abschlußspiels, verlieren wir keine
Bundesliga-Partie mehr.“
Eines ist aber bereits jetzt deutlich zu erkennen: Möhlmann gibt sich bei weitem weltmännischer als sein Vorgänger und - er spricht fließend, deutlich und fast branchenunüblich in ganzen Sätzen. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, den Mannschaftskapitän neu wählen zu lassen. Und zwar in einer geheimen und schriftlichen Abstimmung, in der „die Spieler von mir
aus auch die Handschrift verstellen konnten“, so der neue Profi- Dompteur. Das Ergebnis bestätigte „Wuschi“ Rohde im Amt. So kann man also die Gerüchte, die Rohde innerhalb der Mannschaft als nicht mehr anerkannt darstellten, beruhigt ins Reich der Fabel verbannen.
Rudi Kargus, Torwart-Legende des HSV der Siebziger Jahre, scheint in der Jugendarbeit größeres bewerkstelligen zu wollen, wes-
halb er darauf bestand, die Jung- Blau-Weiß-Schwarzen unbedingt weiter zu betreuen. Kargus, der sein Äußeres seit den glorreichen Elfmeter-Schlachten in der Blütezeit des HSV bis auf Mini-Pli-Locken im Zottelhaar, vorne kurz, hinten lang (Heckspoiler genannt) kaum verändert hat, möchte die Früchte dessen, was er vor 1 1/2 Jahren begonnen hat, unbedingt selbst ernten.
Sollte damit endlich wieder das betrieben werden, was den HSV in den 70er Jahren auszeichnete? Man erinnere sich nur an die jungen Talente Kaltz, Memering, Nogly und Kargus selbst. Heute abend in Wattenscheid werden zumindest die jungen Talente Bäron und Schnoor, der sogar in den Spielerrat der Profis gewählt wurde, mit von der Partie sein.
Andreas Hoffmann
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