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Ein Dialog bahnt sich an

■ Syrien bietet Israel im Tausch gegen die Golan-Höhen den "totalen Frieden" an

Ein Dialog bahnt sich an Syrien bietet Israel im Tausch gegen die Golan-Höhen den „totalen Frieden“ an

Die Nachricht kommt groß daher: „Syrien bietet ,totalen Frieden‘ gegen ,totalen Rückzug‘ vom Golan.“ Für diese Schlagzeile hat der syrische Außenminister Faruk el-Schara höchstselbst gesorgt. Wer freilich mit allzu großen Scheinen hantiert, gerät leicht in die gleiche mißliche Lage wie der Mittellose. Woran es letzterem mangelt, hat dieser zuviel. Nicht zu Unrecht wies daher Itamar Rabinovich, israelischer Chefunterhändler bei den Nahost-Friedensverhandlungen, auf ein kleines Verrechnungsproblem bei Festsetzung des Wechselkurses für diese Transaktion hin: „Totaler Friede ist ein guter Begriff. Bleibt zu klären, was er beinhaltet. Was hingegen eine totaler Rückzug ist, weiß jeder.“

Doch politischer Wechselkurs hin, politische Währungsparität her, eines macht das syrische Angebot deutlich: Während es seit Beginn der Nahost- Friedenskonferenz im Herbst 1991 bisher immerfort um Fragen des Formalen ging, ist nun das Stadium der Verzögerungen und Verschleppungen vorbei. Möglich wurde dies nicht zuletzt durch den Sieg des Pragmatikers Jitzhak Rabin bei den vorgezogenen israelischen Parlamentswahlen vom 23.Juni. Der „Held des Sechstagekriegs“ und „Architekt des Sieges“ von 1967, der sich selbst als „gemäßigten“ Anhänger des Prinzips „Land gegen Frieden“ versteht, plädiert schon seit langem für einen Abschied von einem Groß-Israel auf Bibelfundament. Zwar ist keineswegs zu erwarten, daß Rabin den gesamten annektierten Golan schon morgen räumen wird. Doch Rabin ist militärisch genug beschlagen, um zu wissen, daß im Zeitalter weitreichender Raketen die Sicherheitsinteressen eines Staates nicht territorial zu garantieren sind.

Auch Hafis el-Assad, Syriens Präsident, hat begriffen, daß er nur im Falle eines Friedensvertrages mit entsprechenden Grenzgarantien mit einem Rückzug der Israelis rechnen kann. Dennoch, die Situation gestaltet sich für Israel schwieriger. Syrien ist zwar mit Assad kalkulierbar. Doch ewig wird selbst der schlaue Assad nicht im Damaszener Präsidentenpalast sitzen. Fraglich bleibt dann, ob seine Nachfolger die Gültigkeit solcher Verträge anerkennen.

Selbstverständlich hat sich auch Jassir Arafat zu Wort gemeldet. Der PLO-Chef, der im politischen Rennen stets als letzter durchs Ziel geht, erklärt, gegebenenfalls „den Kampf“ auch „nach einem möglichen syrisch-israelischen Separatfrieden fortzusetzen“. Arafat rückt damit praktisch schon im Vorfeld von neuen und ungewohnten Möglichkeiten ab. Freilich, wer immerfort abrückt, sitzt am Ende in der Ecke.

Auch wenn man in Jerusalem und in Damaskus in bezug auf einen baldigen Separatfrieden abwinkt, so scheint sich doch zumindest ein echter Dialog anzubahnen. Am 21. Oktober werden die Nahost-Friedensverhandlungen fortgeführt. Man darf gespannt sein. Walter Saller

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