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NEU IM ATLANTIS: „Dunkle Erleuchtung“ Wie Warten auf Gott

Au weia. Das ging ja wohl nach hinten los. Michael Tolkin war ein respektabler Schreiber, Schrifsteller und Drehbuchautor. Immerhin adaptierte er seinen eigenen Roman „The Player“ für Robert Altman, ein wirklich brillianter Film über Hollywood-Interna. Daß Mr. Tolkin rein gar nichts davon behalten hat, beweist er auf brutale Weise mit seinem Regie-Debut Dunkle Erleuchtung.

Ich erzähle Ihnen mal den Anfang, den Rest erspare ich Ihnen: Da gabeln Sharon (die höchst attraktive Mimi Rogers) und ihr Freund Vic (Patrick Bauchau) nachts immer neue Pärchen auf, um mit ihnen flotte Vierer zu veranstalten. Irgendwann kriegt die Telephonistin Sharon (wie kann sie sich bei diesem Job so eine teure Wohnung leisten?) einen Raptus. Das Leben ist ihr leer geworden, und sie sucht Erfüllung. Sie hört hier 'was und dort, redet mit Evangelisten und träumt von Engeln und Perlen. Jetzt dreht der Film ab. Erst will sie sich umbringen, weil sie nicht zu Gott findet, und dann läuft sie völlig aus dem Ruder. Der Erlöser soll erlösen, der Sinn des Lebens gefunden werden. Tolkin ist sich nicht einmal zu blöd, in diffusen Heilslehren herumzuschnorren, es ist zum...

Nach Bibellesungen, göttlichem Licht und der Erschießung ihres Ex-Gespielen und späteren Ehemanns (diese Ebene gibt's nämlich auch noch) ist Gottes Botschaft der Liebe angesagt. Das geht soweit, daß sie in der Wüste hungert und ihre um Erlösung winselnde kleine Tochter erschießt. „Bitte Mami, laß' uns sterben, jetzt gleich. Gott ruft.“

Das unsägliche Gefleddere auf der Leinwand ist nur leider keine Veräppelung von Heilsverkündern, hier soll offenbar seriös über den Sinn des Lebens und Theorien des Christentums nachgedacht werden. Tolkiens cineastischer Schmodder taugt dazu ebenso wenig wie für eine halbwegs ernsthafte Filmkritik. Ich entschuldige mich. J.F.Sebastian

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