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Neuer Besen

■ Frank Castorfs Spielplan für die Volksbühne

Nun ist die Volksbühne ganz in seinen Händen: Intendant Frank Castorf beginnt die neue Spielzeit mit einer Fülle eigener Konzepte, die sich gegen »etabliertes Stadttheater« richten, wie er am Donnerstag der Presse mitteilte. Die Volksbühne solle zu einer Art »Gefühlslaboratorium« werden, in welchen Paradoxa und Widersprüchen nachgespürt werde, sagte Castorf. Die Volksbühne solle auf diese Weise ein Gegengewicht zu jenen Bühnen darstellen, die sich »immer mehr vom Zeitgefühl« entfernten. Besonders Jugendliche will der Klassikerknacker mit dem neuen Spielplan ansprechen. Außerdem wünsche er sich mehr Ost-Berliner Besucher, die plötzlich in vielen Häusern fehlten.

Mit gleich fünf neuen Inszenierungen wartet Castorf auf, die unter dem Motto wenig aussagekräftigen »Vom 7. Oktober zum 9. November« stehen. Drei davon will der Hausherr selbst beisteuern: Eine von Shakespeares »König Lear«, die Wiederentdeckung »Rheinischen Rebellen« des Expressioinisten Arnolt Bronnen sowie ein neuer Text des Berliner Autors Jochen Berg über den Mauerfall am 9. November 1989, Titel: »Fremde in der Nacht«. Eine weitere Uraufführung gilt dem vergessenen Stück des 1924 gestorbenen russischen Juden Lew Lunz. »Stadt der Gerechtigkeit« heißt der Text, es inszeniert Andreas Kriegenburg.

Castorfs Vorbilder? Der neue Intendant sprach auf der Konferenz von Erwin Piscator und Benno Besson, die beide erfolgreich an der Volksbühne wirkten. Castorf hat ein internationales Regieaufgebot zusammengeholt. Der Schweizer Performer und Musiker Christoph Marthaler wird unter dem Titel »Murx ihn! Murx ihn! Murx den Europäer! Murx ihn ab!« eine Inszenierung zur Ausländerfeindlichkeit erarbeiten. Um Arbeitslosigkeit geht es in dem Stück »Die Pest« nach Camus-Motiven, das der schottische Regisseur Jeremy Weller mit Schauspielern und Obdachlosen herausbringt. Mit Geschichtsaufarbeitung befassen sich mehrere Stücke zum Stalinismus sowie Johann Kresniks Arbeit über Rosa Luxemburg. dpa/nw

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