: Pyrethroide: Nur ein Umzug hilft
■ Insektengift in den Grindelhäusern kann man nicht wegsanieren
kann man nicht wegsanieren
Schlechte Nachrichten für die Bewohner der Grindelhochhäuser, in deren Wohnungen seit etwa drei Jahren Kammerjäger alle sechs bis acht Wochen hochgiftige Pyrethroide versprüht haben. Gegen die Vergiftung ihrer vier Wände könne man nichts machen, sagte gestern Helmuth Müller-Mohnsen vom Münchener Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit. Die Insektizide seien mit herkömmlichen Methoden „überhaupt nicht zu knacken“, so der Mediziner, der seit Jahrzehnten die Wirkung von Insektenmitteln auf die menschliche Gesundheit erforscht. Die einzige Möglichkeit sei, aus der belasteten Wohnung auszuziehen.
Eine Umfrage in 276 Wohnungen am Grindel, auf die bisher etwa 70 Haushalte geantwortet haben, hat ergeben, daß ein Drittel der Befragten über Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Hautprobleme klagt, berichtete die GAL-Pressesprecherin Kerstin Domscheit.
Professor Müller-Mohnsen bestätigte gestern in Hamburg, daß Pyrethroide akute und langfristige Gesundheitsschäden verursachen. Die akute Wirkung könne in Taubheit und Kribbeln in Gesicht und Gliedmaßen, aber auch in Herzjagen, Krämpfen und Angstzuständen bestehen. Bei Menschen, die über eine längere Zeit Pyrethroiden ausgesetzt sind, kann es sogar zu Lähmungen, Depressionen und Immunschwäche kommen.
Besonders zynisch für die Bewohner der vergifteten Wohnungen ist, daß die Pyrethroide nach Auskunft des bayrischen Mediziners gar nichts nützen. Gegen Schaben gäbe es erheblich wirksamere und
1weniger schädliche Bekämpfungsmethoden.
Gegen die Schädlingsbekämpfungsfirma Rentokil, die nicht nur in den Grindelhochhäusern, sondern auch in zahlreichen Bäckereien und Restaurants der Stadt Pyrethroide versprüht haben soll, hat der GAL-Abgeordnete Joachim Schulze-Bergmann Strafanzeige wegen Körperverletzung erstattet. Vera Stadie
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