HH-WA 1618 in Aktion

■ Prozeß um kaputte Tür eines Zivilfahnderbusses in St. Pauli

in St.Pauli

Im Stadtteil ist er bestens bekannt, der bordeaux-rote Zivilfahnder Bus „HH-WA 1618“. Gestern stand er im Mittelpunkt eines Amtsgerichtsprozesses, besser gesagt: die Fahrertür des berühmten Gefährts. Konkret: Es sollte geklärt werden, ob Zivilfahnder Jürgen B. mit ihr eine gefährliche Körperverletzung begangen, oder aber ob der Angeklagte Holger T. das Blechteil beschädigt und den Zivilfahnder genötigt hatte.

10. Oktober 1991: Auf dem Neuen Pferdemarkt wird erneut ein Kleinkind bei einem Autounfall schwer verletzt. Als Reaktion protestieren in den Abendstunden Anwohner auf der Kreuzung. Fahnder B. und sein Kollege A. observieren die Aktion vom „Plaza“-Parkplatz aus. Nach den Video–Observations- Arien der vorherigen Wochen war man ohnehin schon sauer und so gingen — allen voran der Ex-GAL- Abgeordnete Michael Herrmann und T. — zum Fahnderbus und fragen B.: „Was macht ihr hier? Habt ihr 'ne Videokamera an Bord?“ Die flapsige Anwort von B.: „Wir sammeln Pilze.“

Und dann soll es laut Polizeiversion so weitergegangen sein: B. sei eingestiegen, habe „den Motor gestartet“ und T. aufgefordert, beiseite zu gehen. Dann sei B. langsam „zurückgefahren“, doch T. habe sich gegen die Fahrertür „gestemmt“, bis die aus den Angeln gerissen und nach vorne übergeklappt sei. Schaden: 1400 Mark! Auf mehrmalige Nachfrage beteuerten beide Beamte gestern, sie hätten „langsamer als Schrittempo“ zurückgesetzt, „mehrere Male angehalten.“

Diese Version machte selbst das Gericht stutzig. Denn der Angeklagte T. war damals zusammen mit Zeugen im Revier 16 erschienen, um Anzeige wegen Körperverletzung zu erstatten. Grund: Der VW-Bus sei „ohne Vorwarnung“ mit „aufheulendem Motor“ zurückgesetzt. T. und Hermann konnten nur durch Wegspringen „schwerste Verletzungen“ vermeiden. Weitere Augenzeugen sollen nun Klarheit in die Angelegenheit bringen. Kai von Appen