: Mogeln wie ein Kind
Den betroffenen Projekten, die zum Teil seit Monaten auf fest zugesagtes Geld warten, kann es egal sein, ob die Erklärung der Arbeitssenatorin für die Finanzmisere der Wahrheit entspricht oder nicht. Sie sind völlig abhängig vom guten Willen der Behörde, haben monatelang geschwiegen, und ihr Schweigen hat sich gelohnt: Sie bekommen jetzt ihr Geld nachgezahlt.
Die Ausrede des Ressorts, das Arbeitsamt sei schuld, stinkt allerdings zum Himmel. Im Januar hat es 3.900 ABM-Stellen gegeben, im Juni 3.400, wie konnte das Arbeitsressort in den Haushaltsberatungen im August von einem Jahresdurchschnitt von 2.800 ausgehen? Auch bei den „Stammkräften“ hat das Ressort bis heute keine Liste der „festen Zusagen“ vorgelegt. Der Trick war billig: Was nur mündlich zugesagt ist, erscheint nicht im Etat. Findige Projektvertreter haben ihre Ansprechpartner im Arbeitsressort pädagogisch zu nehmen gewußt und über die mündlichen Zusagen schriftliche „Gespräch-Notizen“ geschickt, da die Beamten monatelang nicht in der Lage waren, selbst ordentliche schriftliche Bescheide über die bewilligten Mittel auszustellen. So hat sich das Ressort bis in den September des Haushaltsjahres 1992 hineingemogelt, wie ein Kind beide Hände vors Gesicht gehalten. Der schwarze Mann sitzt in Nürnberg, klar. Klaus Wolschner
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen