: Schöner Herbst war nicht eingeplant
■ Warum die Freibäder bereits zu sind, erklärt uns der Senat
taz: Die Sonne scheint, es ist herrlichstes Wetter. Dennoch sind die Freibäder schon zu. Warum?
Jürgen Kießling (Abteilungsleiter Sport und Freizeit beim Schulsenator): Dieser Sommer ist einmalig in seiner Art bis hin zu seinen spätsommerlichen Strömen. Bei der Gesamtplanung der Badesaison war diese Witterung nicht vorhersehbar. Wir haben deshalb unsere Personalplanung und die Öffnungszeiten auf die langjährigen Erfahrungen ausgerichtet.
Aber wäre es nicht dennoch möglich, auf dieses ungewöhnliche Wetter mit einer Saisonverlängerung zu reagieren?
Das Angebot ist ja nicht gänzlich verschwunden. Im Freibad Wannsee darf noch bis morgen geschwommen werden; danach ist noch bis zum 11. Oktober das Sonnenbaden möglich. Für eine vernünftige betriebswirtschaftliche Betrachtung aber, die langjährige Witterungserfahrungen einschließt, ist entscheidend, daß Ende September in der Regel Schluß ist mit der Badesaison. Betriebswirtschaftlich rechnen sich die Freibäder ja nie. In einem durchschnittlichen Sommer kommen wir auf eine Kostendeckung von rund 30 Prozent. In diesem Jahr wird die Kostendeckung über dem normalen Wert liegen, doch haben wir noch keine Schlußrechnung.
Wie ist es aber dann zu erklären, daß in der Vergangenheit teilweise Freibäder auf das spätsommerliche Wetter reagiert haben und die Bäder länger geöffnet waren?
Das liegt in der Entscheidungsmöglichkeit der Bezirke, die grundsätzlich für die Bäder zuständig sind. Ein Problem ist natürlich, daß ein Teil der Beschäftigten nur Saisonverträge hat und andere nach Ende der Saison auch wieder in Hallenbädern eingesetzt werden. Wir haben generell große Probleme, Schwimmmeister für die Bäder zu finden. Der Beruf ist alles andere als gefragt.
Wenn ein Bezirk in der Lage ist, das personalmäßig abzudecken, kann er sich dafür entscheiden. Allerdings gab es früher auch bessere personelle Verhältnisse für die Bezirke.
... da sind Stellen gestrichen worden...
Ja, der Personalschlüssel hat sich verändert. Die Energiefrage kommt hinzu: Bäder, die beheizte Becken haben, brauchen viel mehr Energie. Angesichts der Berliner Haushaltssituation ist das natürlich auch ein Kostenfaktor, gemessen an den relativ wenigen Menschen, die jetzt noch schwimmen gehen wollen. Interview: Gerd Nowakowski
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen