■ Das Portrait: Hu Qiaomu
Er war ein „proletarischer Revolutionär“ und „hervorragender Führer auf den Feldern der Ideologie, Theorie, Kultur und Propaganda“, würdigte ihn das Zentralkomitee der chinesischen KP. Er war ein „Rechtsabweichler“ — in der Kulturrevolution aller Posten enthoben. Er war ein „Ultralinker“, der zu der Gruppe von starrköpfigen alten Männern und Frauen gehörte, die alles daransetzten, die wirtschaftlichen Reformen zu verhindern, und den Zorn Deng Xiaopings auf sich zogen. Den Physiker und Dissidenten Fang Lizhi verärgerte er, indem er dessen These, das Universum sei endlich, angriff — weil Engels das Gegenteil behauptet hatte.
Hu Qiaomu, der am Montag 81jährig in Peking starb, war im doppelten Sinne Teil der Geschichte der Kommunistischen Partei seines Landes. In den dreißiger Jahren schloß er sich dem kommunistischen Untergrund an. Als er im Jahr 1941 politischer Sekretär Mao Zedongs und damit auch Sekretär des Politbüros wurde, war dies das Sprungbrett ins Zentrum der politischen Macht. Sein Feld war die Ideologie: einen Namen machte er sich früh als Verantwortlicher für eine Geschichtsschreibung, die die zentrale Rolle Maos in der Parteihistorie festlegte. Als die VR China 1949 gegründet wurde, war er Leiter der chinesischen Nachrichtenagentur und wurde bald Vizechef der Propagandaabteilung der Partei.
Schon vor der Kulturrevolution, die ihn von 1967 bis 1975 wie viele der führenden Parteifunktionäre von der Bildfläche verschwinden ließ, hatte er sich an der Säuberung der Partei von „abweichenden Elementen“ beteiligt. Seit seiner Rehabilitierung blieb die Wahrung der orthodoxen Linie, der Kampf gegen westliche Dekadenz und „geistige Verschmutzung“ sein Geschäft. In den achtziger Jahren ins Zentralkomitee und ins Politbüro aufgestiegen, stand Hu Qiaomu Anfang 1987 auf dem Höhepunkt seiner politischen Macht. Doch die ReformFoto: Archiv
kräfte in der Partei setzten der von ihm betriebenen Kampagne gegen die „bourgeoise Liberalisierung“ bald ein Ende. Im gleichen Jahr wurde er nicht mehr ins ZK gewählt. Statt dessen fand Hu sich im „Beraterkomitee“ der Partei wieder. Dies war zwar formal ohne Kompetenzen — tatsächlich spielte es jedoch 1989 bei der Entscheidung über die Niederschlagung der Demokratiebewegung eine wichtige Rolle. Jutta Lietsch
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